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mrstrikehardt

Posted on 8.11.2020

Wahrlich ein Labyrinth, indem ich mich nur verlieren konnte. Ich habe mich jedoch gerne dem Gefühl des Verlorenseins ausgesetzt, als ich den 166 Liebesgeschichten gefolgt bin. Zu verlockend ist die zärtliche Kraft in ihren unterschiedlichsten Blickwinkeln kennenzulernen. Die Geschichten greifen oft historische Ereignisse auf oder geben sie vor (ein raffiniertes Spiel mit Fiktion und Wirklichkeit), sind größtenteils philosophisch, soziologisch und literaturgeschichtlich grundiert (die Gewährsmänner sind u.a. Adorno, Benjamin, Luhmann, Heiner Müller). Auf diese Weise bieten sie eine Fülle an Erkenntnisspilttern. Meine Bleistiftunterstreichungen sind fast auf jeder Seite zu finden. Die Geschichten selbst umfassen manchmal nur einen Absatz, höchstens ein paar Seiten - aber sie haben es in sich, waren für mich stellenweise intellektuell kaum zu fassen. Deshalb die klare Empfehlung: Pro Tag nur ein, zwei Geschichten zu lesen und die übrige Zeit nutzen, um auf ihnen gedanklich rumzukauen. Hinzukommt, dass alle Geschichten eher trocken, akademisch verfasst sind, was auch dagegen spricht, sie hintereinanderweg zu lesen. Trotz aller Raffinesse und Klugheit wird eine Leerstelle sichtbar: Diversität und polyamorphe Verhältnisse spielen hier kaum eine Rolle. Es gibt also noch viel mehr Geschichten zu erzählen.

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