Fina
Gestaltung: Wenn man bei einem Buch sagen kann, dass Inhalt und Außengestaltung stimmig sind, dann ist es definitiv bei "Caraval". Mich hat die Farbwahl, ebenso wie die wunderschöne Schrift des Buches gleich an Zirkus erinnert und diese Anlegung scheint durchaus gewollt zu sein, denn auch im Buch geht es sehr bunt und zauberhaft zu. Optisch ist das Buch auch tatsächlich im internationalen Vergleich recht ähnlich gestaltet, was bei so einer Ausstrahlung absolut gerechtfertigt ist. Trotzdem muss ich sagen, dass mein Coverherz bei der deutschen Ausgabe am höchsten schlägt. Darum geht's: Schon seit klein auf wünscht sich Scarlett endlich von ihrer Insel zu fliehen und sich damit auch von ihrem strengen Vater lossagen zu können. Doch durch die vielen blauen Flecken haben sie und ihre kleine Schwester Tella gelernt, ihre Wünsche tief in sich zu vergraben. Bis eines Tages ein Brief als Antwort auf viele, viele unbeantwortete Schreiben von ihr eintrifft. Er stammt von Legend, einem berühmt berüchtigten Sagenheld, der in sie zu seinem Spiel einlädt. Hin und hergerissen zwischen der Sehnsucht nach Flucht und der Sicherheit der altbekannten Insel beschließt Scarlett, sich und Tella zu schützen, in dem sie die Karten weggeben möchte. Doch diese Rechnung hat sie ohne ihre kleine Schwester gemacht und wenig später befinden sich beide mit dem Seefahrer Julian auf See und machen sich auf in die geheimnisvollen Welten von Caraval, wo nichts so ist, wie es scheint... Idee/Umsetzung: Ich habe seit langem keine Geschichte mehr gelesen, die so einen märchenhaften und etwas altertümlichen Charme mit sich bringt und von Seite zu Seite habe ich gemerkt, wie sehr mir dieser Zauber gefehlt hat. Wir tauchen hier ein in eine vollkommen träumerische Welt, in der nicht alles perfekt ist und schon gar nicht das, was sie vorgibt zu sein. Doch lässt man sich einen Moment von der Stimmung des Buches fortspülen, saugt die Geschichte einen vollkommen ein. So ging es zumindest mir nach den ersten 50 Seiten des Buches. So trostlos das Leben der beiden Schwestern auf der Insel auch war, umso strahlender und verlockender spürt man diese verheißungsvolle Magie, die einen auf Caraval hinfiebern lässt. Zur Idee hinter der Geschichte kann ich gar nicht viel mehr preis geben, denn es sollte wirklich absolut niemandem auf der ganzen Welt diese wunderbare Möglichkeit genommen werden, für einige Stunden in dieser Atmosphäre zu versinken und immer wieder überrascht zu werden. Diese so bildliche und atmosphärisch dichte Welt haben wir der talentierten Autorin hinter der Geschichte zu verdanken, die mit Worten gezaubert hat und mich so entführen konnte. Zu recht ist dieses Buch in aller Munde auf der ganzen Welt und ich hoffe, dass es noch viel mehr Menschen lesen werden. Die Umsetzung ist ebenfalls gelungen, wenn auch etwas schwer in Worte zu fassen. Ich war bei diesem Buch trotz der vorhandenen Spannung nicht gedrängt, durch die Geschichte zu jagen. Viel mehr hatte ich das Gefühl, jede Seite richtig auszukosten und zu genießen. Das hatte ich tatsächlich schon länger nicht mehr. Von einigen Seiten habe ich bei diesem Werk Vergleiche zu "Alice im Wunderland" gehört, was durch die illusorischen Elemente und die Magie der Story durchaus berechtigt ist. Die Welt in dieser Geschichte lädt ebenso zum Träumen ein, aber man sollte auch auf der Hut sein und einen noch so verlockenden Deal gründlich überdenken. Ein bisschen naiv, so wie Alice, stolpert auch Scarlett hier durch diese ihr fremde Welt und lernt so eine ganz neue Seite des Lebens und auch von sich kennen. So gefällt mir, was das Buch mit mir gemacht hat sehr- es hat mich unterhalten, verzaubert und mir puren Lesegenuss beschert. Zu Scarlett habe ich bereits einige Worte verloren. Sie legt ihr behütetes Leben auf der Insel ab, um ein Abenteuer zu erleben und dabei erst zu erkennen, was leben bedeutet. Auch ihre immer kritischer werdenden Gedankengänge haben mir gefallen. Man kann wunderbar beim Reifen dieser jungen Frau zusehen. Wen ich aber fast noch mehr in mein Herz geschlossen habe, ist Tella. So einen liebenswerten Wirbelwind muss man erst mal schwarz auf weiß erschaffen können. Die anderen Figuren sind sehr unterschiedlich, facettenreich und ebenfalls magisch. Aber man sollte wirklich gut überdenken, von wem man sich verzaubern lässt und wer vielleicht nur eine gemeine Illusion ist, die einem womöglich nichts gutes will... Fazit: Hier gibt es wirklich sehr wenig zu meckern. Vielleicht hätte noch ein kleines i-Tüpfelchen drauf gesetzt werden können, doch insgesamt bin ich wahnsinnig angetan von dieser wunderbaren Welt in diesem Buch, die mich so sehr gefangen genommen hat. Wer mal wieder so richtig genießen möchte, sich nach einem Abenteuer in einer anderen Welt sehnt oder ein bisschen "Alice im Wunderland" Feeling vermisst, der sollte sich dieses gelungene Jugendbuch unbedingt anschauen. Mich konnte es in seinen Bann ziehen und es ist wirklich ebenso so gut wie schade, dass das alles nur ein Spiel ist...