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lea sophie

Posted on 6.11.2020

Rezension: "Sie zog ihren Kopf aus dem Wagen und sah mich an. „Bitte sag mir, dass du nicht in deinem Auto lebst.“ „Ich lebe nicht in meinem Auto.“ „Was das eine Lüge?“ „Ja.“ " Schreibstil: Die Geschichte ist in einem flüssigen, lockeren, aber auch emotionalen Schreibstil aus der Sicht unserer Protagonistin Sage geschrieben. Trotz der Leichtigkeit steckt so viel Intensität und schonungslose Ehrlichkeit in den Worten, dass es einem den Atem raubt. Zwischen den Zeilen existieren so viele ungesagte Worte, die einen zu Tränen rühren und einen durch die Seiten fliegen lassen. Protagonisten: Sage hat eine schreckliche Vergangenheit hinter sich und daher große Ängste vor männlichen Berührungen. Um sich selbst nicht zu verlieren bastelt und designed sie ihren eigenen Schmuck und verkauft ihn sogar auf Etsy, um sich ein wenig Geld dazu zu verdienen. Sage hat extreme Geldprobleme, ist auf sich alleingestellt, lebt in ihrem alten Wagen und aus stets gepackten Kartons. Ihr fehlt der Halt und die Unterstützung im Leben, obwohl sie nicht weit genug von zuhause entfernt sein kann, fällt es ihr schwer einen Anschluss zu finden. Sie ist mir im Verlauf der Geschichte sehr ans Herz gewachsen, ständig musste ich mit ihr mitfiebern, mitfühlen und auch mitweinen, wenn sie an einem weiteren Tiefpunkt angelangt ist. Sage ist ein unglaublich starker Charakter und beweist dies auch oft, anstatt sich zurückzuziehen und unsichtbar zu werden. Sie legt viel Wert darauf eigenständig zu sein und für sich selbst zu sorgen. Oft fällt es ihr schwer fremde Hilfe anzunehmen und Menschen bedingungslos zu vertrauen, was man aber sehr gut nachvollziehen kann. Nie versteckt sie sich vor der Wahrheit oder leugnet Geschehnisse, aber auch sie hat einige schwache Momente, in denen die Emotionen aus ihr hinausbrechen. Ihre Ängste und das schlimme Trauma wurden unfassbar realistisch, glaubhaft und schonungslos rübergebracht und immer wieder thematisiert, ohne den Rahmen zu sprengen. Luca ist vielleicht nach außen hin der Bad Boy, aber in Wirklichkeit hat er nur eine harte Schale und einen umso weicheren Kern. Obwohl seine Familie viel Geld hat ist er keineswegs überheblich und steht lieber auf eigenen Beinen. Zu seiner leiblichen Mutter hat er ein angespanntes Verhältnis, da er unter dem hohen Druck ihrer Ansprüche leidet und andere Ziele im Leben verfolgt. Anstatt Makler zu werden möchte er am Liebsten Bibliothekar werden, da er ein absoluter Buchliebhaber ist und, wie Sage in der Campus Bibliothek arbeitet. Die Beziehung zu seiner Schwester ist einfach toll und man merkt, wie nahe sich die beiden stehen. Luca verbringt meistens nur eine Nacht mit anderen Frauen und lässt sich auf nichts langfristiges ein, weshalb er einen gewissen Ruf hat, doch seine Bindungsängste haben einen tieferen Beweggrund, als auf den ersten Blick zu erahnen ist. Ich konnte ihn total ins Herz schließen, da er liebenswert, freundlich, zuvorkommend, geduldig und verständnisvoll ist, außerdem steht er für seine Wünsche ein und respektiert die von anderen Menschen. Er hat so viele Facetten an sich, mit denen ich mich gut identifizieren kann, aber auch so anfangs gar nicht erwartet hätte. Aber auch Luca hat seine Geheimnisse und Fehler, die ihn wiederum noch spannender und mysteriöser wirken lassen. Story: Nachdem mir „Someone New“ überhaupt nicht gefallen hat und auch „Das Flüstern der Magie“ mich nicht komplett überzeugen konnte, wollte ich Laura Kneidl doch noch eine Chance geben. Ziemlich spontan kam mir dann diese Dilogie in die Hände und so viel kann ich schonmal sagen: Ich bin unendlich froh darüber diese zwei Schätze gelesen zu haben. Über diese Dilogie habe ich schon sehr viel Gutes gehört, trotzdem bin ich ohne jegliche Erwartungen ans Lesen gegangen, da auch der Klappentext nicht allzu vielsagend war. Aus diesen Gründen wurde ich doppelt und dreifach überrascht, wie unfassbar toll ich diese Bücher finde. Am Anfang der Geschichte wusste ich nicht wirklich, was mich erwarten wird, aber man ist schnell in der Handlung drinnen und bekommt einen Einblick in die Gefühlswelt von Sage, ohne dabei zu viel zu verraten. Es war total spannend zu sehen, wie sich die Handlung langsam aufgebaut, eins zum andern kommt und die Geschichte langsam Form angenommen hat. Relativ schnell erfährt man auch etwas über die Nebencharaktere und es entwickelt sich eine tolle, sowie starke Freundschaft zwischen Sage und Lucas Schwester April, die übrigens echt ein Goldstück ist, welche Sage hilft und immer unterstützt. Die kleinen Rückblicke in die Vergangenheit von Sage tragen viel zur Spannung bei und sind teilweise echt schockierend. Es gab ständig vage Andeutungen und ich konnte mir zwar denken, was ihr passiert ist, aber ich wollte unbedingt wissen, ob ich mit meiner Vermutung richtig lag. Es wurde nie langweilig und die Szenen bzw. Kapitel hatten immer interessante und neue Aspekte parat, obwohl die Bücher jeweils um die 500 Seiten hatten. Auch die Dialoge sind immer gelungen, manche emotional, manche spielerisch und humorvoll, für mich eine perfekte Mischung. Diese Geschichte ist einfach absolut emotional und berührt mich zutiefst. Ich konnte das Buch kaum zur Seite legen, da es mich wahnsinnig gefesselt hat. Der überlieferte Schmerz und die Hilflosigkeit waren unglaublich greifbar. Die Thematik ist spannend und ich habe noch nichts Vergleichbares gelesen. Sie war ziemlich tiefgründig und auch stark ausgeprägt es wurden verschiedene Aspekte ziemlich genau beschrieben und natürlich auch die Auswirkungen auf den Alltag, die Sage nicht loslassen, egal wie sehr sie es auch versucht. Meiner Meinung nach wirkte dies zu keinem Zeitpunkt übertrieben oder gespielt. Aber auch die Liebesgeschichte zwischen Luca und Sage darf man nicht vergessen. Es war wundervoll, wie sich die Beziehung zwischen den beiden entwickelt, aber auch stark verändert hat. Das Vertrauen und die Zuneigung waren deutlich spürbar und für mich haben die Beiden einfach perfekt harmoniert und sich gegenseitig ergänzt. Es war nicht immer einfach, dennoch hat keiner der Beiden aufgegeben, sondern weiter für die Liebe gekämpft. Mir hat es auch gut gefallen, dass es eher langsam vorangeschritten ist und die Kleinigkeiten gezählt haben, als die großen Gesten und Liebesgeständnisse. Alles andere wäre aber auch unrealistisch gewesen aufgrund der Situation. Freundschaft, Familie, Ängste und Misshandlung spielen in diesem Buch eine wichtige Rolle, sind dabei gut und verständlich verpackt und einfach atemberaubend rübergebracht. Diese Emotionen! Es gab einfach so viele Momente, in denen ich gelacht habe, aber auch welche, die mich traurig oder sprachlos gemacht haben, mich schockiert haben, für eine Gänsehaut und für Herzrasen sorgten, doch schlussendlich auch nachdenklich gestimmt hat. Eine ganz große Leseempfehlung von mir. Berühre mich. Nicht. & Verliere mich. Nicht. sind ganz große Herzensbücher von mir geworden und haben sich einen Platz in meinem Herzen verdient.

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