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Abfinden oder Aufbegehren ?!?! 4 Sterne bekommt dieses Buch von Yoko Ogawa von mir. "Die Insel der verlorenen Erinnerung" ist eine interessante Dystopie über den Unterschied zwischen dem fraglosen Hinnehmen oder dem Anzweifeln von Fakten/von Vorgaben eines unheimlichen Systems und/oder über Abhängigkeiten von Menschen untereinander oder auch Abhängigkeiten von einem führenden System. Auf einer namentlich nicht genannten Insel verschwinden Dinge, Totes und Lebendes, und die Bewohner der Insel nehmen dies einfach so hin, vergessen das Verschwundene auch recht schnell. Aber nicht alle Bewohner. Manche können nicht vergessen und werden als eine Gefahr des Systems gejagt, von der Erinnerungspolizei. Die Protagonistin, eine Schriftstellerin, versucht gegen das System anzukämpfen und schreibt ebenso an einer Geschichte, einer Geschichte über Selbstaufgabe und Abhängigkeit. Es ist eine wirklich interessant verwobene Geschichte/ein spannendes Buch, die/das ein Grauen beinhaltet und eine Spannung aufbaut, die den Leser fordert und auch beim Lesen schwer innehalten lässt. Das Einzige was ich für mich bemängele, ist eine gewisse Distanz, die sich zwischen mir und den Protagonisten aufbaut, was auch an dem kühl/kalt geschilderten Geschehen liegt. Was einerseits sicher der Kultur der Autorin zuzuordnen wäre, andererseits aber sicher auch der dystopischen Geschichte geschuldet ist. Dennoch blitzt ab und zu doch etwas Tiefes und ein Empfinden/ein Gefühl auf. Gerade wenn ich an die Schreibe der Protagonistin oder an das Verhalten der Protagonistin ihrem Verleger gegenüber denke. Yoko Ogawa hat ein sehr interessantes und spannendes Buch geschrieben und Freunde von Dystopien sind hier gut aufgehoben.