fernweh_nach_zamonien
Inhalt: Die 14-jährige Enola Holmes lebt noch immer unter falschem Namen und vor ihren großen Brüder Mycroft und Sherlock versteckt in London. Sie arbeitet als Sekretärin unter dem Namen Ivy Meshle für den (erfundenen) wissenschaftlichen Personen-Finder Dr. Leslie T. Ragostin und hofft auf einen neuen und spannenden Fall. Vermisste Hunde, verlorene Schmuckstücke sind zur Abwechslung zwar ganz interessant aber wenig fordernd. Enola bleibt aber wenig Zeit, um über ihre derzeitige Lage zu grübeln, denn die 16-jährige Lady Cecily Alistair, der sie schon einmal aus der Klemme geholfen hat, gibt ihr versteckt Zeichen, dass sie in großer Not ist. Enola ist fest entschlossen, ihr beizustehen, auch wenn sie dadurch wieder in den Fokus ihrer beiden Brüder gerät und ihre Freiheit riskiert. Altersempfehlung: ab 12 Jahre Mein Eindruck: Dies ist der vierte Band der Enola-Holmes Reihe und es empfiehlt sich, die ersten Bücher zu kennen, um die Entwicklung und Beweggründe der Charaktere besser zu verstehen. Die Fälle selbst sind in sich abgeschlossen. Es gibt hier zwar ein Wiedersehen mit Lady Cecily aus Band zwei, die Vorgeschichte ist aber in diesem Fall nicht ausschlaggebend. Das Abenteuer ist im Präsens und in der Ich-Form aus Enolas Sicht geschrieben. Der Schreibstil ist mitreißend und trotz Handlung im Jahr 1889 gut verständlich. Ein wenig erinnert er sogar an die Sherlock Holmes Romane. Enola (rückwärts gelesen Alone = allein) ist mit ihren 14 Jahren das jüngstes Kind und es gewohnt, alleine zurechtzukommen. Während ihre berühmten Brüdern Mycroft und Sherlock sie abwertend als Wildfang bezeichnen, macht sich die 14-Jährige gerade diese Talente zu Nutze. Außerdem besitzt sie - wie auch ihr Bruder Sherlock - eine rasche Auffassungsgabe und hervorragende Menschenkenntnis. Noch dazu ist sie ist eine Meisterin im Verkleiden und bestens in den modischen "Hilfsmitteln" der Damenwelt bewandert. Es wimmelt auch in diesem Abenteuer wieder von Geheimschriften, Buchstaben- oder Symbol-Codes. Diese sind aber auch für jüngere Leser leicht zu entschlüsseln bzw. die Schlussfolgerung wird eingehend erklärt. Vom ersten Band an wird die Entwicklung der Charaktere und deren Beziehung immer weiter geführt. Ganz besonders Enolas Zerrissenheit ist ein wieder zentrales Thema: unentdeckt bleiben und ihre Freiheit behalten oder mit ihrer Familie, insbesondere ihrem Vorbild Sherlock, in Kontakt treten? Wie auch Enola freut man sich diebisch, wenn das gewitzte und charmante Mädche ihrem großen Bruder Sherlock eine Nasenlänge voraus ist und eben dieser in großer Not sogar ihre Hilfe in Anspruch nehmen muss. Enola vergöttert ihren älteren Bruder und von Abenteuer zu Abenteuer wächst auch umgekehrt die Bewunderung Sherlocks für seine kleine Schwester. In diesem Band wird es sehr emotional und besonders das Verhältnis unter den Geschwistern wird immer wieder in den Fokus gerückt. Das Setting im viktorianischen London ist wie immer bildhaft und detailliert geschildert. Vor allem der Kontrast zwischen den Elendsvierteln und den Anwesen der Oberschicht ist sehr gelungen. Außerdem erfährt man viel über das Leben, den Alltag, die Erziehung der Mädchen und allgemein die Stellung der Frau im Jahr 1889. Auch wenn der eigentliche Fall etwas blass wirkt und zu straff gefasst wurde, sorgen Atmosphäre und Charaktere dafür, dass dieses Abenteuer 4,5 von 5 Sternchen erhält. Das Ende lässt auf weitere spannende Fälle hoffen. Der fünften Band erscheint voraussichtlich im April 2021. Fazit: Der vierte Band der spannenden und erfrischend anderen Jugend-Krimi-Reihe mit einer starken und mutigen Protagonistin im viktorianischen London. Erneut atmosphärisch und dieses Mal sehr emotional reiht sich der vierte, etwas blasse und reduzierte Fall in die charmante Reihe ein und lässt auf weitere Detektivgeschichten hoffen. ... Rezensiertes Buch "Ein Enola Holmes Krimi - Der Fall des geheimnisvollen Fächers" aus dem Jahr 2020