seehase1977
Der selbsternannte Totmacher – Die spektakuläre Mordserie des Rudolf Pleil Rudolf Pleil wird 1947 mit 23 Jahren verhaftet, weil er einen Kaufmann aus Hamburg erschlagen hat. Doch was er dann im Gefängnis offenbart, wird ihm erst nicht geglaubt. Denn nach und nach gesteht Pleil den Mord an mehr als 25 Frauen, elf der Tötungsdelikte können ihm schließlich nachgewiesen werden, viele der anderen Fälle bleiben bis heute ungeklärt. Alle Frauen starben auf brutale Weise und aufgrund Pleils abartigen sexuellen Neigungen. Fred Sellin hat eine Vielzahl an Gerichtsakten eingesehen, u.a. die detailreichen niedergeschriebenen Geständnisse von Rudolf Pleil selbst. In seinem historischen True Crime-Roman gibt der Autor Einblick in das abgründige Psychogramm eines Serienmörders… Meine Meinung: True Crime und Tatsachenromane üben eine unglaubliche Faszination auf mich aus. Nicht selten blickt man dabei in die Abgründe menschlicher Seelen. Fred Sellin, Redakteur und freier Autor, portraitiert in seinem Buch „Nur Heringe haben eine Seele“ den Serienmörder Rudolf Pleil, Grenzgänger, Frauenmörder und selbsternannter bester Totmacher Deutschlands. Eine wahre und erschütternde Geschichte, die zu den größten Skandalen der Nachkriegszeit zählt. Es dauert eine ganze Weile, bis ich mich mit der eigenwilligen Erzählweise arrangiert habe. Sie ist einfach, derb und brutal. Aber natürlich sind es Rudolf Pleils widerwärtige und detailreiche Geständnisse, die ich da lese. Ein Mensch so von sich selbst überzeugt, eiskalt und brutal und dazu so krankhaft geltungssüchtig, dass er sich mit den von ihn begangenen Morden brüstet und sich so selbst ans Messer liefert. „Wenn Menschen eine Seele hätten, dann hätte ich das gesehen, bei den ganzen Frauen, die ich totgemacht hab. Aber da war nie was. Nur Heringe haben eine Seele.“ Rudolf Pleil Pleil wächst unter schwierigen Verhältnissen auf. Sein Vater war Kommunist und auf der Flucht vor den Nazis. Zudem war er ein Säufer und Schläger unter dem die Familie gelitten hat. Schon früh half Rudolf beim Grenzschmuggel, wurde deswegen mehrfach verhaftet. Die Schule besuchte er nur unregelmäßig. Mit 13 hatte er zum ersten Mal sexuellen Kontakt mit einer Prostituierten. Mit 15 verlässt er sein Zuhause und verdingt sich als Schiffsjunge. Während des 2. Weltkriegs war Pleil bei der Kriegsmarine und wurde immer wieder wegen verschiedener krimineller Delikte auffällig. Anschaulich werden die damaligen wirtschaftlichen Verhältnisse beleuchtet und das Leben und die Schwierigkeiten im Zonenrandgebiet und allgemein in Deutschland zu dieser Zeit. Trotz all der Widrigkeiten, mit denen Rudolf Pleil in seiner frühen Kindheit zu kämpfen hatte, trotz seiner Epilepsie, Mitleid oder gar Verständnis kann ich nicht empfinden. Es ist Wut und ungläubige Abscheu die mich immer wieder überfallen. Wie kann man so selbstgerecht, eiskalt und ohne Unrechtsbewusstsein mit seinen brutalen Taten prahlen? Was hat in Pleil – neben seinem abartigen Sexualtrieb – den Wunsch geweckt, Frauen, in seinen Augen „Biester“ zu töten? Pleil wird zu lebenslanger Haft verurteilt und erhängt sich acht Jahre später in seiner Zelle. Eine bizarre Anekdote, die mich wirklich erschüttert hat ist, dass sich der Serienmörder aus seiner Haft heraus als Henker beworben hat, mit seinen Mordgeständnissen wollte er sein Können diesbezüglich unter Beweis stellen. Unfassbar! Fred Sellin untermalt Pleils Lebensbeichte mit Gerichtsurteilen, Zeugenaussagen sowie durch ärztliche und psychologische Gutachten. Mein Fazit: Ein Tatsachenroman voller abscheulicher Details, der einem ungläubig und aufgewühlt zurücklässt und der ein verstörendes und erschütterndes Psychogramm über den Serienmörder Rudolf Pleil zeichnet. Eine Lektüre die nachwirkt und die definitiv nicht für schwache Nerven geeignet ist. Empfehlens- und lesenswert für alle abgebrühten Fans von True Crime.