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Yvonne Franke

Posted on 4.11.2020

Karlheinz wurde zu Karl Bartos, weil so die Neonröhrenbuchstaben, die während seiner ersten Auftritte mit der Band Kraftwerk seinen Namen auf der Bühne erstrahlen lassen sollten, wesentlich günstiger zu beschaffen waren. Zu der Zeit ist der 1952 geborene Bartos noch Schlagzeugstudent am Robert-Schumann-Konservatorium in Düsseldorf und zwar einer der Fleißigsten, mit rapide ansteigendem Bekanntheitsgrad. Er spielt in mehreren Tanzmusikbands, im Hochschulorchester und bei den Düsseldorfer Symphonikern. Wenn er von dieser Zeit erzählt, widersteht Bartos der Versuchung, nostalgische Anekdoten aneinander zu reihen. Besonders, wenn es um musikalische Ereignisse geht, ist er in der Lage diese auch noch nach Jahrzehnten eindrucksvoll nachzuempfinden. Er entpuppt sich als leidenschaftlicher Musikhistoriker, der über Igor Strawinsky genauso lebendig zu berichten weiß, wie über die Beach Boys. Seine Neugier und sein Wissensdurst machen Bartos’ Autobiographie „ Der Klang der Maschine“ zu einer bereichernden Lektüre, die nicht nur Kraftwerkfans begeistern dürfte. Die allerdings werden besonders glücklich sein über die detaillierten Hintergrundgeschichten zu jedem einzelnen Song der Band an dessen Entstehung und oder Aufnahme Bartos beteiligt war. Nicht selten nimmt der Autor auch hier einen ausgiebigen Anlauf in die Musikgeschichte. So gibt es zum Beispiel klare Verwandtschaften zwischen Glenn Millers „Chattanooga Choo Choo“ und dem Kraftwerk Song „Trans Europa Express“ und der Song „Franz Schubert- Endlos Endlos“ ist ein Stück elektronischer Kammermusik. Sollte man für diese Autobiographie einen Vergleich aus der Geschichte der Publikationen finden, böte sich zum Beispiel das YPS-Heft an – voller Überraschungen und mit dem Zeug zum Klassiker.

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