Booksurfer
Als großer Fan von Jack the Ripper war mir sofort klar, dass ich The Five von Hallie Rubenhold lesen muss, denn sie hat es sich zur Aufgabe gemacht den Opfern eine Stimme zu geben: 1888 wurden Polly, Annie, Cathrine, Elizabeth und Mary-Jane Opfer des brutalen Serienmörders Jack the Ripper. Damals hat sich niemand für das Leben beziehungsweise den Tod der Frauen interessiert. Im Focus stand der Täter und die Tat an sich, doch dies soll sich jetzt ändern. Die Geschichte zeigt wie hart das Leben als Frau damals war und wie man von der Gesellschaft verachtet wurde, wenn man nicht die Rolle der Hausfrau und Mutter einnahm. Diesmal treten die Opfer ins Scheinwerferlicht und erzählen ihre Geschichte im damaligen viktorianischen London... Jack the Ripper und seine Taten sind bis heute weltberühmt, die Geschichte seiner Opfer leider nicht ... bis jetzt. Die Autorin hat es sich zur Aufgabe gemacht das Leben der Opfer näher zu beleuchten und warum sie leichte Beute für den Serienmörder waren. Sie beschreibt gekonnt die Umstände und die Lage im viktorianischen London und die Rolle der Gesellschaft beim Abstieg der Frauen. Dabei nutzt sie neues und bisher unbekanntes Material um den Ruf der Frauen wieder herzustellen die einem Frauenverachtenden Irren zum Opfer gefallen sind. Die Geschichten der Fünf sind so unterschiedlich wie die Frauen selbst. Einige hatten sogar einen guten Start ins Leben erwischt sind aber dann durch widrige Umstände auf die falsche Bahn geraten. "Es sind nur Prostituierte" hieß es damals und genau das stimmt eben nicht denn zu aller erst waren es Menschen und genau das versucht die Autorin hier in den Focus zu stellen. Zugegebener Maßen muss man sagen, dass die Fünf sich der Prostitution bedient haben, um Geld zu verdienen, was aber an den Umständen und der Ausweglosigkeit der damaligen Zeit lag. Wir erfahren viel über das Leben der Frauen, dessen Verlauf, welche Schicksalsschläge sie zu ertragen hatten und wie eiskalt die Gesellschaft die Morde aufgenommen hat. Hallie Rubenhold hat einen sehr eindringlichen und bildhaften Schreibstil. Sie schafft es den Leser am Schicksal der Frauen teilhaben zu lassen und zeichnet ein sehr konkretes Bild des damaligen London und die Rolle der Frau in dieser Zeit. Sie erzählt die Geschichte so intensiv und detailliert das man das Buch gar nicht aus der Hand legen möchte. The Five macht das, was schon lange überfällig war, die Rückt die Opfer des Rippers ins Rampenlicht, beleuchtet ihr Leben und gibt ihnen damit endlich eine Stimme, die sie schon damals verdient hätten. Durch die Eindringlichkeit der Schicksale und den grauenhaften Taten wird man die Geschichten von Polly Nichols, Annie Chapman, Elizabeth Stride, Cathrine Eddowes und Mary Jane Kelly so schnell nicht vergessen. Für mich ein Jahreshighlight und eine absolute Leseempfehlung. 6 von 5 Sternen