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Dreamworx

Posted on 1.11.2020

"Und wenn sie tanzt, ist sie wer anders, lässt alles los nur für das Gefühl." (Max Giesinger) Eine Berghütte in den Runaway Mountains in Tennessee ist der Zufluchtsort für die 35-jährige Hebamme Tess, die den plötzlichen Tod ihres Mannes erst einmal verkraften muss. Das einzige Mittel zur Trauerbewältigung ist für Tess Tanzen, so dreht sie die Musiklautstärke auf Anschlag und vergisst für kurze Zeit alles um sich herum. Dass sich andere von dem Lärm allerdings gestört fühlen, ist ihr nicht in den Sinn gekommen. Umso überraschter ist sie, als der berühmte Street-Art-Künstler Ian North auf ihrer Matte steht, der von dem Krach völlig genervt ist. Schließlich braucht er seine Ruhe, um endlich wieder Ideen entwickeln zu können. Die beiden können vom ersten Moment an nicht miteinander. Trotzdem kümmert sich Tess um die schwangere Bianca, die bei Ian wohnt, und als die Wehen einsetzen, ist es mit Tess Suche nach Einsamkeit endgültig vorbei… Susan Elizabeth Phillips hat mit „Und wenn sie tanzt“ einen unterhaltsame und gleichsam bittersüße Geschichte vorgelegt, die von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln weiß. Der locker-leichte, anrührende und mit wohldosiertem Humor gewürzte Erzählstil beamt den Leser geradezu mitten hinein in Tessas Leben, um mit ihr in der Einsamkeit Gesellschaft zu leisten, ihre Geschichte kennenzulernen und mit ihr zusammen abzurocken. Der Autorin gelingt es sehr gut, die Verzweiflung ihrer Protagonistin heraus zu kitzeln, aber auch das männliche Gegenstück nahe an den Rand des Wahnsinns zu bringen. Spritzige Dialoge werfen sich die beiden so gegensätzlichen Protagonisten hin und her und offenbaren dabei doch so viel über ihre jeweiligen Persönlichkeiten, die nicht nur mit ihren eigenen Schicksalen vollauf beschäftigt sind, sondern gleichzeitig auch einen Weg aus ihrer Misere suchen. Neben Trauerbewältigung hat die Autorin noch eine Menge anderer ernster Themen auf dem Zettel, die sie tiefgründig und gekonnt in ihrer Geschichte unterbringt, was zusätzlich eine Achterbahn der Gefühle beim Leser auslöst. Da geht es um Schwangerschaft, Mutter- bzw. Vaterschaft und Verantwortungsgefühl, aber auch darum, was Familie und Eltern sein bedeutet. Dazu kommen noch die Ortsbewohner, die sich schnell die Neuigkeit zunutze machen, Tess für alle ihre Wehwehchen einzuspannen und so in ihre Gemeinschaft zu integrieren. Wer die Bücher der Autorin kennt, weiß normalerweise um die Vorhersehbarkeit ihrer Geschichten. Doch diesmal ist alles etwas anders und vor allem so gar nicht oberflächlich. Lebendig gestrickte Charaktere mit glaubhaften Ecken und Kanten bezirzen den Leser von Beginn an und ziehen ihn regelrecht in ihren Bann, so dass sofort eine Nähe geschaffen ist, die Mitfühlen und Mitbangen möglich machen. Tess ist eine selbstbewusste, schlagfertige, hilfsbereite und starke Frau mit einem Hang zur Besserwisserei, was nicht jeder in ihrem Umfeld goutiert. Ihr Art der Trauerbewältigung ist ungewöhnlich, aber nachvollziehbar, denn die richtige Musik hilft in den dunkelsten Stunden dabei, Lebensfreude zurückzugewinnen. Ian ist ein abweisender und unterkühlt wirkender Mann, der seine Gefühle für sich behält, um nicht verletzt zu werden. Insgeheim hat er ein großes Herz und lässt jedem Hilfe zukommen, der sie benötigt. Bianca ist eine schwangere junge Frau, die die Einsamkeit nicht ertragen kann und Anschluss sucht. Aber auch die Bewohner des Örtchens Tempest geben ihren Input zu dieser zu Herzen gehenden Geschichte. „Und wenn sie tanzt“ ist nicht nur unterhaltsam, sondern tiefgründig, bittersüß, humorvoll und spritzig. Ein Liebesroman mit Umwegen, an dem man ab der ersten Seite kleben bleibt. Ein etwas anderer Phillips, der auf jeden Fall im Gedächtnis bleibt. Verdiente Leseempfehlung!

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