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pemberley1

Posted on 30.10.2020

Augenschön Band 3 – Das Herz der Zeit von Judith Kilnar Auf dieses Buch hatte ich mich wirklich gefreut. Es ist das Finalband einer Trilogie, in der endlich die Auflösung zu allen Rätseln der vorherigen Teile steht. So wie es bei Finalbänden also immer ist, wartet man mit Spannung darauf, wie sich alles auflöst, und blickt dem Erscheinungsdatum freudig entgegen. So war es auch hier. Es ist dann wie ein Abschluss, eine Verabschiedung von der Geschichte. Man sagt Adieu, und…. nun ja….blickt einer neuen Trilogie entgegen. Möchte aber mit den Protagonisten der Bände nicht brechen, und sie in guter Erinnerung behalten. Wie alte Freunde. Und wer Band 1 und 2 nicht gelesen hat, wird wahrscheinlich auch nicht verstehen, worum es in Band 3 geht. Die Bände bauen aufeinander auf. Ohne das Lesen von Band 1 und 2 findet man wohl an der Lektüre keine Freude, weil man kaum etwas von der Handlung verstehen würde. Tatsächlich habe ich Band 1 und 2 sehr gemocht, weil ich die Idee toll fand, und die Umsetzung ebenfalls. Deshalb als kleinen Tipp von mir. Lest die Reihe nacheinander, sonst werdet ihr wenig verstehen. Worum geht es also in Band 3? Die Geschichte in Band 3: Eine kleine Umschreibung der Begebenheiten aus Band 1 und 2 will ich euch trotzdem geben. Ohne dieses Wissen fällt es mir schwer, Band 3 zu beschreiben, und meine Eindrücke niederzuschreiben. Band 1 ist das Kennenlernen der Welt, der inneren Schleife in der alle Augenschön wohnen, ihre Rituale und Regeln. Hier lernt Lucy dann auch viele augenschön kennen, wenngleich nicht alle. Darunter ist dann auch Atlas, der sozusagen derjenige ist, für den sie Gefühle entwickeln wird. Wir erfahren auch von den Nächtlichen Geschöpfen, die das Ende aller Augenschön wollen, und versuchen diese auszulöschen. Band 2 ist dann die Reise der Suche nach dem Herzen der Zeit. Einem magischen Gegenstand, welchen die Nächtlichen Geschöpfe brauchen, um mehr Macht zu bekommen. Was natürlich nicht sein darf, denn dies würde alle Augenschön in Gefahr bringen. Dieser Band beschäftigt sich so sehr damit, dass ein ganzes Jahr vergeht. Auf die Suchmission geschickt werden Atlas, Lucy, und James. Und in Band 3 zeigt sich nun, ob das, was in Band 1 an Freundschaften geschlossen wurde, auch wirklich Bestand hat. Und es hat. Die Loyalität der Freundschaften ist zu spüren, selbst, wenn man die Augenschön nur am Rande kennengelernt hat. Denn, in diesem Finalband kommen sehr viele neue Namen dazu, die alle total interessant in ihren Charakteren sind, die wir aber nur streifen, und nicht richtig und tief mehr kennenlernen, da es ja das Finalband ist. Der Zusammenhalt in der Gemeinschaft, das gemeinsame Kämpfen in diesem Krieg und der finalen Schlacht gegen die Nächtlichen Geschöpfe, das hat mir sehr gefallen. Fast alle Augenschön werden irgendwie nochmal erwähnt, auch wenn sie gar nicht solche großen Rollen in der Geschichte hatten. Trotzdem hätte ich noch ein wenig mehr, als das pure Erwähnen, über die diversen Augenschön erfahren. Und dann ist da noch dieses Loch, in das Lucy in Band 3 fällt. Damit hat es aber etwas auf sich, das spoilern würde, was ich deswegen nicht erwähne. Cover: Das Cover ist in der Buchreihe ein Wiedererkennungszeichen. Die farbigen Augen der Augenschön sind ihr Erkennungsmerkmal, und das, was die Menschen in den äußeren Schleifen so sehr ängstigt. Es sind ausdrucksstarke Augen mit ungewöhnlichen Farben. Und ich habe wohl eine Schwäche für tolle Augenfarben :) Fazit und Gedankenallerlei: Die Geschichte war detailliert, hätte aber noch etwas detaillierter sein können in Bezug auf Personen und Geschichtshandlung, hatte sehr viel zu erzählen, hätte aber dabei auch mehr auf die Finalauflösungen konzentriert sein können. Es wurden sehr viele Dinge angesprochen und aufgelöst, wo Fragen sich aufgebaut haben, und trotzdem bin ich mit Fragen zurückgeblieben (da kann aber natürlich auch einfach an mir liegen). Wir haben sehr viele neue Charaktere kennengelernt, und in kurzer Zeit liebgewonnen, so dass es dann schade war, dass wir sie erst am Ende kennenlernen durften. Es war das kleine Zünglein an der Waage, das gefehlt hat, um das Finale ganz rund zu machen. Und trotzdem: Wer beide vorherigen Teile gelesen hat, der sollte diesen Teil auch lesen, um einfach einen Abschluss zu finden, und sich von den liebgewonnenen Figuren zu verabschieden. Und was unweigerlich im Buch und in der Geschichte mit drin ist, das ist der Zusammenhalt der Augenschön, ihre Loyalität untereinander, selbst wenn sie sich untereinander noch nicht gut kennen. Und die Fragen, die man sich nach der Lektüre stellt über Themen wie „Was wäre, wenn…?“ Oder „Wenn ich früher reagiert hätte, hätte ich was verhindern können?“, oder „Was wäre aus uns geworden, wenn ich den und diesen angesprochen hätte?“ oder „Ist es einfacher Jemanden zu belügen, um ihm etwas vorzuspielen, und ihn dadurch zu schützen?“. Schicksalshafte Fragen, die man sich immer mal wieder stellt, und die ich irgendwie herausgelesen habe. Das Buch weist also auf alle menschlichen Schwächen hin. Die Schwäche der Liebe, des Verrats, der Freundschaft, der Lüge, des Betrugs, des Verliebtseins, und die Schwäche der Seele, etwas zu vermissen. Doch wenn wir uns diese Worte genau anschauen, geht es dann darin wirklich um Schwäche, oder zeugen sie eher von Stärke? Alles ist Auslegungssache. Es ist keine Schwäche jemanden zu lieben, und keine Stärke, jemanden beschützen zu wollen, den man liebt, und ihn dafür zu belügen. Oder sieht das jemand anders, und lügen kann sowohl Schwäche und Stärke sein? Auch hat das Buch eine schöne Lehre über Kämpfe und ihre Grausamkeiten, das man Leuten immer sagen sollte, was man sagen möchte, denn es könnte sonst vorher zu spät sein. Darüber, dass es immer die Falschen im Kampf trifft, und es eigentlich keine Richtigen gibt. Dass Töten grausam und ohne Sinn ist, dass es Menschen gibt, die sich auf die Seite der Bösen schlagen, weil sie denken dieses wäre mächtiger, und zu spät merken, dass sie selbst nur ausgenutzt werden, und Marionetten sind. Dass man viele Menschen im Kampf und in einer Schlacht verlieren kann, an die man Erinnerungen hat, und die viel zu jung ihr Leben gelassen haben, und dass es Menschen gibt, die gerade ihre zweite Chance bekommen haben, und am Ende doch sterben und tot sind, weil das Schicksal einfach grausam ist, und man vorher nie weiß, wen es trifft. Das Buch spricht von verlorenen und vergangenen verspielten Gelegenheiten, die wir uns nie mehr zurückholen können, und zweiten Chancen, die genutzt wurden, oder auch nicht. Wer also die ersten beiden Bände gelesen hat, der wurde ja schon ein wenig vorbereitet, auf diesen Endkampf der Augenschön gegen die Nächtlichen Geschöpfe. Die Entwicklung von Lucys Charakter ist vielleicht eines der wichtigsten Dinge in der ganzen Trilogie. Wir haben anfänglich ein Mädchen des 17. Jahrhunderts, so wie wir es uns vorstellen. Keine Heldin, weil genau in diesem Jahrhundert, und natürlich auch in vielen anderen, den Frauen keine Stärke zugesprochen wurde, gar verboten. In den inneren Schleifen, nach ihrem Tod, lernt sie dann zu kämpfen, und das recht schnell. In normalen Büchern würden wir nun im finalen Abschlussband eine Heldin vor uns haben, die allen Dingen und Kämpfen gegenüber trotzt. Doch nicht Lucy. War sie in Band 2 noch die starke Titanin, so erleben wir in Band 3 eine völlig neue Lucy. Nicht nur äußerlich. Sie ist schwach, körperlich und seelisch, und trotzdem hat sie das Potenzial zur Heldin zu werden. Sie ist zurückhaltend, aber nicht schüchtern gegenüber Menschen. Vielleicht ist es genau das, was mir gefallen hat, Lucys Verletzlichkeit. Natürlich gehört dazu, dass sie auch mal weinerlich reagiert, aber ……. Ich habe schon weinerlichere Mädchen in Büchern erlebt. Es ist also eine Weinerlichkeit, die nicht nervt, sondern die ich nachvollziehen kann. Und vielleicht alle anderen…..die schon mal unter dem heftigsten aller heftigen Liebeskummer gelitten haben :D. Und trotzdem ist Lucys Zustand schwankend. Mal weinerlich, mal stark für die anderen Augenschön, die dann plötzlich weinerlich sind. Da gibt es keine Konstante. Zusätzlich zu dieser seelischen „Schwäche“, die uns nur daran erinnert, wie wichtig die Liebe für unser Leben ist, kommt bei Lucy noch das Körperliche dazu. Diese „Krankheit“, die ihr Leben auszusaugen scheint, und die ihr immer mehr von ihrem Lebensmut und ihrer Kraft nimmt. Auch hiermit geht sie um, wie ich es nur bewundern kann. Gerade beim Thema Krankheiten wäre ich wohl viel weinerlicher. Menschen sind nicht alle gleich, und es gibt kein Regelwerk, wie man auf Dinge zu reagieren hat, gerade in Bezug auf Gefühle und Kranksein. Deswegen fand ich es…… ich will nicht sagen erfrischend……. Aber menschlich. Und alles was menschlich dargestellt wird, finde ich nicht unbedingt schlecht. Vielleicht ist es aber auch nur eine menschliche Phase meinerseits. Und so kommt es, dass Lucys Entwicklung nicht auf die Erstarkung zielt, sondern für mich viel mehr bedeutet, dass man auch Welten retten kann, oder es zumindest versuchen möchte, wenn man ganz am Boden ist. Sowohl seelisch, als auch körperlich. Die erste Hälfte ist aus Lucys Sicht, und zur Hälfte hin gibt es dann diese neue Erzählperspektive, oder besser gesagt Perspektiven, die aus der Sicht der anderen Augenschön die Geschichte erzählt, was es nochmal inniger macht, und ein Verhältnis aufbaut, so als ob wir am Schluss der Trilogie nochmal einen Einblick in deren Welt und Denkweisen bekommen. Leider ist es immer mal nur ein Kapitel zwischen denen von Lucy, so dass sich das Verhältnis zwar aufbaut, uns aber nur streift, da die Zeit nicht bleibt, dies alles zu intensivieren. Und obwohl ich die Geschichte mag, und auch die Idee dahinter toll fand, und das schon in den ersten beiden Bänden, ist beim Finalband irgendwas verrutscht. Anfangs passiert nicht gar so viel, und zur Mitte und zum Ende hin, dann ganz viel und alles ganz plötzlich und sehr schnell. Wenn man dieses Geschehen auf das gesamte Band ausgeweitet hätte, wäre es ein sehr schönes Finale geworden, welches auch keinen Abbruch darin gefunden hätte, dass ich diesen Hauch an Ähnlichkeiten in der Geschichte gespürt habe, die mich an andere Buchgeschichten erinnert haben. Ja, man merkt im Buch diesen Hauch von anderen bekannten Geschichten. Zwei an der Zahl. Aber es ist ein leichter Hauch, etwas das hinten im Kopf leicht anpocht, aber nicht weiter stört. Denn auch wenn man in einigen Büchern manchmal Dinge liest, die einen an andere erinnern, so ist es ja nicht so, dass die Geschichte nicht trotzdem eine völlig eigenständige ist. Und wer wahrlich viel liest, wird in vielen Büchern kleine Ähnlichkeiten zu anderen Geschichten finden, und das ist gar nicht böse gemeint. Es gibt einfach sehr viel Buchlektüre auf diesem Planeten…..und das ist übrigens auch gut so :) Und trotzdem mag ich momentan Romantasy, und von der Liebesgeschichte ist einiges im Buch enthalten. Manchmal nimmt sie sogar überhand, so dass der Rest der Geschichte samt Schlacht, und die Bedeutung des Herzens der Zeit, in den Hintergrund rücken. Und DOCH: Die Gedanken und Lehren zu den Thematiken, die ich schon beschrieben habe, die gefallen mir sehr gut. Und auch die Gefühle der Protagonisten kommen gut rüber, so dass man sich in ihr Denken einfühlen kann. Zumindest bei dem Großteil der Hauptprotagonisten. Am Ende kam es mir so vor, als ob der eine Teil zu viel Platz einnimmt, der andere zu wenig, und die Geschichte sich irgendwie verschoben hat, weil alles in dieses finale Band hineinmusste. Wir lernen in den Bänden die Augenschön kennen, und wie eine fließende Geschichte gibt es in jedem Buch kleine Schnipsel und Gedanken aus Büchern der Welt der Augenschön, so auch hier. Ebenfalls, gibt es in jedem Buch die Geschichte eines Augenschön, die dann nochmal aufgegriffen wird, in irgendeiner Form, sich aber nicht tiefe damit beschäftigt. Und am Ende gibt es im Buch nochmal eine Zusammenfassung der Gesamttrilogie mit Namensverzeichnissen aus allen Welten und Schleifen, die nochmal Erlebnisse aus den anderen Bänden in Erinnerung rufen, und so den Abschied der Reihe etwas leichter machen, selbst wenn Finalbände einen ein wenig melancholisch zurücklassen. Die Zusammenfassung besteht aus Anekdötchen, und Geschichten, die einen dann doch wieder schmunzeln lassen. Eine schöne Idee. Es ist ein Buch voller Irrungen Wirrungen und Missverständnissen, die uns begleiten. Und das alles in der schönsten Form des menschlichen Zusammenseins, der Liebe. Diese wird diesmal von allen möglichen Augenschön gefunden, erwähnt, und wir erhalten Beispiele, die das Buch mit genau dieser Thematik umwehen. Und das große Thema des dritten Bandes ist, dass man das richtige tun will, und ob dieses auch genau das Richtige ist, oder in eine falsche Richtung geht. Ob all unser Sein und unser Tun mit unserem Schicksal verbunden ist, oder ob wir selbst für unsere Taten zuständig sind. Ist alles festgelegt? Gibt es Prophezeiungen? Und wenn ja, und wir diesen folgen, ist es dann unser selbstbestimmtes Schicksal, oder erfüllt sich die Prophezeiung nur deswegen, weil wir genau das tun, was wir von ihr denken, tun zu müssen? Und was ist das überhaupt? Auch hier hat unser Willen zwei Wege. Den richtigen und den falschen. Und unweigerlich steht man mitten auf einem Weg der zwei Abzweigungen hat, und fragt sich, welche die richtige ist. Wenn wir in die eine gehen wird es einen anderen Einfluss auf unser Leben haben, wie die andere. Das als Metapher finde ich gut in die Geschichte eingebracht. Denn es geht hier nicht nur um Lucy und Atlas, sondern um mehrere Augenschön, die dieselben Entscheidungen für sich selbst treffen müssen. Und nicht immer sind diese richtig, obwohl sie so vernünftig am Anfang erscheinen. Doch vielleicht ist Vernunft ja nicht immer die Lösung für alles, sondern man sollte auch ab und an auf sein Gefühl und Herz zu hören. Denn meist ist es so, dass wir eine Entscheidung für uns selbst treffen müssen, dafür aber jemand andren verletzen könnten, und manchmal sogar uns selbst. Also, ihr wisst Bescheid: Band 1 und 2 erst lesen, alles baut aufeinander auf. Und ihr würdet in Band 3 Personen vorverurteilen, ihnen Charaktereigenschaften andichten, die so gar nicht stimmen. Denn wer den Anfang von etwas nicht kennt, darf das Ende doch nicht beurteilen, oder? Es gibt immer Gründe, wieso jemand so ist, wie er nun mal ist. Bei Buchprotagonisten ist das nicht anders. Bilde ich mir zumindest gerne ein. Natürlich schreiben Autoren Charaktereigenschaften nicht zu, sondern manche Charaktere entwickeln sich selber. Wenn ich nun also von Lucy, unserer Hauptprotagonistin lese, dann sehe ich in ihr das junge Mädchen, das aus einem Jahrhundert kommt, in dem Zurückhaltung und Schüchternheit an der Tagesordnung waren. Das kann sie natürlich nicht schnell ablegen. Aber ich sehe ebenfalls das Mädchen, das sich in den inneren Zeitschleifen (seht ihr, um das nun zu verstehen, müsst ihr Band 1 und 2 lesen) in Atlas verliebt, unsterblich. Manche werden jetzt stöhnen, andere innerlich seufzen. Doch was ihr hinter der Fassade nicht sehen würdet, ist die Entwicklung, die Lucy seit dem ersten Teil durchgemacht hat, die Aufgaben, an denen sie gewachsen ist. Auch wenn sie immer noch nicht die Heldin aller kriegerischen Heldinnen ist. Denn das ist einfach nicht ihre Art. Ich würde hiermit dem Buch 3,5 Sterne geben (die ich auf 4 aufrunde), weil es mich nicht vollkommen und ganz überzeugt hat, in der Erwähnung der finalen Schlacht, und beim Eintauchen in neue Protagonisten, die in viel zu großer Vielzahl in einem Finalband erscheinen, so dass ich leider nicht die Gelegenheit hatte, sie kennenzulernen. Dass darüber hinaus der eigentliche Kampf und das Herz der Zeit ein wenig in den Hintergrund gerückt sind, ist ebenfalls schade. Trotzdem fand ich den Abschluss sehr schön, weil er als Verabschiedung von liebgewonnenen Charakteren dient. Heutiges Rezensionslied, welches ich passend fand: „I'm sorry that I hurt you. It's something I must live with everyday. And all the pain I put you through. I wish that I could take it all away. And be the one who catches all your tears. That's why I need you to hear: I've found a reason for me. To change who I used to be. A reason to start over new. And the reason is you.“

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