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Ladybug

Posted on 30.10.2020

Wer sich rächen will, muss früher aufstehen Ich frage mich, warum Frau Läckberg Faye dermaßen seltsam angelegt hat. Sie fällt ständig von einem Extrem ins andere und das erklärt sich auch nicht durch ihre „Vorgeschichte“ oder sonstige Ereignisse. Mal ist sie devotes Dummchen, mal knallharte Geschäftsfrau. Das passt einfach nicht. Weder zum Buch, noch zu Frauen allgemein und schon gar nicht in unsere Zeit. Und das ärgert mich einfach. Auch kommt die Story nicht so richtig in die Gänge. Das könnte auch an den unterschiedlichen Strängen liegen, die hier verwebt worden sind. Doch das bringt selten Schriftsteller so aus dem Takt. Zudem scheint sich die Autorin hier im Genre der Erotikliteratur versuchen zu wollen. Das dient dem Thriller kein bisschen und hat mich definitiv gestört. Nein, ich bin nicht verklemmt, aber wenn ich einen Thriller lesen möchte, dann möchte ich einen Thriller lesen – und eben keine Bettakrobatik. Schon gar nicht, wenn ich sowieso schon Mühe hab, mit der Protagonistin warm zu werden. Sie benimmt sich einfach nicht normal und vor allem immer wieder widersprüchlich. Mit einem Ehepaar, das sie gerade erst kennengelernt hat, direkt in die Kiste zu hüpfen, in Missbrauchserinnerungen zu hängen und dann mit einem neuen Bekannten kurz nach dem Dreier zügellosen Sex zu haben – nun ja, passt für mich nicht so ganz ins Bild der rachsüchtigen Mutter, die darum kämpft, ihre Lüge aufrecht zu erhalten und das Kind zu behalten. Die schon auf dem Klappentext erwähnte Flucht von Jack aus dem Gefängnis findet sehr spät im Buch statt und ist zunächst mal kein Ereignis, das Faye wirklich beschäftigt. Das finde ich bemerkenswert! Selbst Ereignisse und Geschehnisse, die selbst dem Leser bitter aufstoßen, lassen bei ihr keine Alarmglocken läuten. Sogar ein Anruf wird ignoriert und noch wundersamer ist, dass diese Person nicht nachhakt. So ist das Buch voll mit Momenten, die für mich nicht zusammenpassen und die Faye komplett ins Aus kicken. Ich habe das Buch dennoch bis zum Ende gelesen, weil ich staunend wissen wollte, wann denn endlich das Licht angeht. Das dauerte leider sehr, sehr lange. Wichtiger waren da weitere Sexszenen, Beschreibungen von Edelmarken-Accessoires (ich war es wirklich irgendwann leid, die Designer-Namen zu lesen) usw. Die Rückblenden machten erst betroffen, dann wütend. Wie im ersten Band kann ich auch hier nicht verstehen, wie Faye mit ihrem Hintergrund so dämlich sein kann. Sympathischer wird sie trotz allem nicht. Den Rest gab mir das Buch dann mit dem Ende, das keins ist. Es wird eindeutig noch weitergehen mit Faye und ich befürchte das Schlimmste. Es tut mir leid, aber ich habe wirklich den Eindruck, Frau Läckberg war da nicht ganz bei der Sache. Von mir mit knapper Not noch drei Sterne, aber da hab ich wirklich sämtliche Hühneraugen zugedrückt und berücksichtigt, dass andere Leser/innen Pseudoerotik-Szenen in jedem Buch erwarten.

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