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Santa Montefiore (So lautet der richtige Name von Julia Woolf) hat mit „Marigolds Töchter“ eine berührende Familiengeschichte vorgelegt. Der Autorin gelingt es, eine anrührende story frei von Kitsch zu erzählen – dies ist zumindest mein Empfinden, andere Leser werden das Ganze vielleicht rührselig finden. Worum geht’s? - Im Mittelpunkt steht die 66jährige Britin Marigold, die im Dorfladen eines kleinen Ortes in England arbeitet und auch sonst alles im Griff hat. Zu ihrem Haushalt gehören ihr Ehemann, ihre alte Mutter, ihre Influencer-Tochter, die immer noch zuhause wohnt, obwohl sie schon Mitte zwanzig ist. Immobilienpreise! Tochter Daisy, eine Kunsthistorikerin, hat es scheinbar geschafft, sie arbeitet in Italien und sie ist mit dem Künstler Luca liiert. Marigold ist erstaunt, als Daisy ihre Rückkehr in das Elternhaus ankündigt, mit Luca ist es aus, also wird sie sich ein Zimmer mit Schwester Suze teilen müssen. Mir gefiel es, dass die Autorin mehrere Generationen in einem Haus leben lässt, in Zeiten wie diesen, in denen eine große Ungewißheit herrscht, in denen die Wirtschaft weltweit schwächelt, ist eine solche Konstellation nicht wirklich unrealistisch. Realistisch ist auch das Verhalten der Figuren, und obwohl Marigolds Mutter Nan nicht Unrecht mit manchen ihrer Analysen hat (ihre Generation hatte es nach dem Zweiten Weltkrieg tatsächlich schwerer als heutige Influencer), ist sie doch auch eine etwas zänkische Frau, die nicht mit der Zeit gehen kann. Marigold ist der Fels in der Brandung, sie hat für alle ein offenes Ohr, als sie jedoch an Demenz erkrankt, verschiebt sich das Kräftegleichgewicht in der Familie… Gesundheit ist nicht selbstverständlich, auch Kranksein gehört zum Leben. Mich fasziniert überhaupt die Beobachtungsgabe der Autorin, sie ordnet Generationenkonflikte richtig ein, hat auch einen Blick für Klassenunterschiede in Großbritannien. Marigold wird von der Tochter eines "Gutsbesitzers" zwar freundlich, aber nicht gleichberechtigt behandelt, da ihr Vater nur "Tischler" war. Marigolds Familie bemerkt nur langsam, dass es mit den geistigen Kräften der Matriarchin bergab geht. Doch der Mensch ist mehr als sein Intellekt, auch wenn ein Mensch sich verändert, hat er doch ein lebenswertes Leben verdient, dies veranschaulicht die Autorin auf sensible Art und Weise. Fazit: „Marigolds Töchter“ ist meines Erachtens mehr als eine Geschichte über Demenz. Der Roman ist vielschichtig und gehaltvoll, und ich bin froh, dass ich ihn gelesen habe, obwohl das Cover auf den ersten Blick abschreckend auf mich wirkte. Aber wie heißt es doch so schön: “ Don`t judge a book by ist cover.“