Lena von fuddelknuddels Bücherregal
Mit Büchern über Drachen kann man mich tatsächlich sehr glücklich machen, habe ich in den letzten Monaten festgestellt. Ember Drachentochter macht da keine Ausnahme, auch wenn die Geschichte grundverschieden von denen ist, die ich in letzter Zeit über die Fabelwesen gelesen habe. Ember ist eine außergewöhnliche Protagonistin. Abgesehen davon, dass es schon ungewöhnlich genug ist, ein Drache zu sein, der den Körper eines Menschen bekommen hat, hat sie eine Menge Charakterzüge, die sie unglaublich sympathisch und einzigartig machen. Sie ist ein wenig unbeholfen im Umgang mit anderen, vor allem Gleichaltrigen, das lässt sie immer ein wenig steif wirken. Allerdings ist ihre entwaffnende Ehrlichkeit erfrischend, entschärft die ein oder andere Situation und ist zudem für den Leser stellenweise wirklich lustig. Ember redet nicht um den heißen Brei herum, die sagt die Dinge wie sie sind und das bewundere ich an ihr, selbst wenn sie aufgrund ihres inneren Drachenwesens gar nicht anders kann. Ebenfalls beeindruckend ist ihr Kampfeswille, sie steht voller Überzeugung für das ein, woran sie glaubt, und tut alles dafür, ihre Vorhaben durchzusetzen, egal wie verboten oder gefährlich sie sind. Die Welt in der Ember und ihre Begleiter sich aufhalten ist sozusagen eine vergangene der unseren, lediglich mit leichten Abweichungen und natürlich der Tatsache, dass es Drachen und Zauberei gibt. Diese leicht historische Atmosphäre passt wie die Faust aufs Auge zur Geschichte, ohne jedoch auf die jungen Leser abschreckend zu wirken. Ich will auch nicht sagen, dass das Setting verstaubt und altbacken ist. Es ist nur nicht annähernd so modern, wie wir es aus 2020 gewohnt sind, und das ist perfekt gewählt, wie ich finde. Die Story baut sich langsam auf, man bekommt anfangs viel Hintergrundinfo zu Ember, die Geschichte, wie sie zu ihrem Vater gelangt ist, fungiert als Prolog und die Zauberei wird erklärt, bis es zum eigentlichen Schauplatz der Story geht. Ab dann wird die Spannung kontinuierlich genährt bis es am Ende zur großen Auseinandersetzung kommt. Ich mochte das Buch im letzten Drittel gar nicht mehr aus der Hand legen und war regelrecht gefesselt vom Schreibstil. Obwohl Ember nicht aus ihrer Ich-Perspektive erzählt, konnte man sich gut in sie hineinversetzen. Mein Fazit: Ein rundum stimmiges Buch mit einer fantastischen Protagonistin. Ich habe stets mit Ember mitgefiebert und würde mich sehr über eine Fortsetzung freuen, selbst wenn das Ende nicht zwangsläufig nach einer verlangt. Fünf von fünf Sternen.