Maya Rottenmeier
2,5 Sterne Es ist mein drittes Buch der Autorin und das erste aus der Reihe „Hartwell-Love-Stories“. Diesmal erwischt mich Young eiskalt, obwohl es vor Brandherden in der Geschichte nur so wimmelt. Die Atmosphäre, die in den Seiten herrscht, ist bedrückend, ja nahezu erdrückend. Die Beziehung, oder eben nicht Beziehung, zwischen Dahlia und Michael, zieht sich wie ein nicht enden wollender Bandwurm durchs Buch. Zu den Figuren: Die Geschichte hat ihren Anfang elf Jahre zuvor in Boston, da ist Dahlia McGuires 20 Jahre alt und Kunststudentin. Sie geht ihren eigenen Weg, sehr zum Missfallen ihrer Mutter, die andere Pläne mit ihr hat. Seit kurzem ist sie mit Gary zusammen und glücklich. Dahlia wirkt taff, herzlich und offen. In der Gegenwart lebt sie in Hartwell, Delaware und hat einen kleinen Laden, in dem sie als Schmuckdesignerin arbeitet. Der Ire Michael Sullivan ist vor elf Jahren 23 Jahre alt. Er verdient sein Geld als Polizist und ist der beste Freund von Gary. Michael ist forsch, charmant, ehrlich und ein guter Kerl. In der Gegenwart arbeitet er noch immer als Polizist in Boston. Die Entwicklung der Figuren ist für mich nicht nachvollziehbar. Beide zerren an meinen Nerven herum, bewegen sich vor und zurück, dabei schafft es keiner von ihnen mein Herz zu erobern. Ich kann mich nicht mit ihnen identifizieren. Die Umsetzung: Der Schreibstil ist wie gewohnt fantastisch. Flüssig und leicht zu lesen, dabei atmosphärisch dicht. Young zaubert mir spielend Bilder in den Kopf und lässt mich alles hautnah miterleben. Die Story wird aus Dahlias Ich-Perspektive in der Vergangenheit geschildert und Michael erlebe ich aus Sicht der 3. Person, was mir supergut gefällt. Die wenigen expliziten Szenen sind megamäßig geschrieben. Verlangend, aufregend, heiß, verzehrend, prickelnd; absolut großartig. Young steuert in die Tiefe und präsentiert keine seichten Themen. Mit ihren Freundinnen habe ich jede Menge Spaß. Sie sind so unterschiedlich und ich bin total heiß auf die Geschichte von Bailey und Vaughn geworden. Das Dahlia es nicht schafft, Michael Mike zu nennen, lässt mich grinsen. Dieses Problem mit den Kosenamen/Kurznamen anderer habe ich ebenso. Nicht jeder ist ein Mike, ein Tommi, oder Günni und wenn ich sie dann mit ihrem vollen Namen anspreche, schieße ich mich wie ein verirrter Paradiesvogel ins Aus der grauen Realität. Hand aufs Herz, denn jetzt folgt, was mir schwer zu schaffen macht: Sobald ich ein Buch beende, schreibe ich die Leseeindrücke auf. Das ist zum ersten Mal nicht möglich. Ich benötige Zeit, um alle Worte sacken zu lassen, wie die Schwebeteile eines guten Weins. Ich spüre jeder Szene nach und hinterfrage das Gelesene. In mir tobt ein Gefühlswirrwarr, das ich in den Griff bekommen muss. Hier sind meine Ergebnisse: Die Geschichte liest sich für mich nicht authentisch. Beide Protagonisten strapazieren meine Geduld aufs Äußerste und schon nach dem Prolog frage ich mich, ob mir die Richtung gefällt, in die die Story fließt. Alles ist derart vollgestopft mit Problemen und Seelenballast, dass locker ein weiteres Buch daraus entstehen könnten, ohne das man etwas in diesem vermissen würde, wenn man es herausschriebe. Obendrein wirkt für mich vieles erzwungen, um den künstlichen Spannungsbogen aufrecht zu erhalten, doch das bewirkt bei mir das Gegenteil. Ich empfinde Längen und bin nicht mit dem Herzen dabei. Es gibt etliche Rückblenden und überschaubare Zeitsprünge nach vorne. Für mich sind die Rückblicke mühsam zu lesen, da sie in kursiver Schrift verfasst sind, womit ich Schwierigkeiten habe. Im Nachgang empfinde ich sie als überflüssig und Young hätte dies besser gelöst, indem sie wichtige Details aus der Vergangenheit einfach in die Gespräche oder Gedankenwelt der Gegenwart einbaut. (Das hätte auch zur Straffung der Geschichte beigetragen) Im Epilog stellt sich ein sinnlos simulierter Kitschmoment ein, der für mich absolut unnötig ist, und ich mir mehr als einmal die Frage stelle: Warum nur? Vermutlich habe ich gegen Ende keine Nerven mehr, weil sie für Dahlia und Michael draufgegangen sind. Ich stolpere zum ersten Mal bei Young über einen Logikfehler, der in einer erotischen Szene auftaucht. Mein Fazit: In „Things we never said - Geheime Berührungen“ begeistert mich der Schreibstil, denn dieser gehört zweifelsohne in die Topliga. Bedauerlicherweise gibt es etliche Längen, deren Gewicht in die Bewertung des Schreibstils einfließen. Mit dem Inhalt selbst habe ich enorme Nöte. Die Geschichte verliert mich und lässt mich enttäuscht zurück. Aus oben genannten Gründen vergebe ich 2,5 ernüchterte Sterne von 5 und keine Leseempfehlung. Wo keine halben Sterne möglich sind, runde ich auf.