marcello
Bold, das Imprint von DTV, veröffentlich nicht einfach nur Liebesromane, sondern Romane, die noch ein Stückchen weitergehen und oft sehr moderne Themen in den Blick nehmen. Durch dieses mehr ist der Verlag sicherlich der Zulaufpunkt, bei dem eine breite Mehrheit sich wohl fühlt, aber wenn man nicht nur Mainstream sein will, ist das wohl Konsequenz. Daher war ich insgesamt sehr überrascht, als ich mehr und mehr „Wenn aus Funken Flammen werden“ reingelesen haben, denn es beginnt eins zu eins wie ein klassischer Liebesroman. Mann trifft zufällig auf Frau, beide finden sich auf Anhieb attraktiv, aber vor allem sie gibt sich erstmal abweisend, bis nach einem Katz und Maus-Spiel beide erkennen, dass sie doch gegenseitig ihre große Liebe sind. Aber keine Sorge, das ist erstmal nur die äußere Verpackung, letztlich steckt in dem Buch doch noch deutlich mehr und das macht es wieder zur optimalen Wahl für bold. Auch wenn definitiv sehr viele Aspekte eines typischen Liebesromans aufgegriffen wurden, so habe ich dennoch früh gemerkt, dass es dennoch kleinere Unterschiede gibt. So ist Hauptfigur Kristen in einer Beziehung, als sie Josh kennenlernt. Während sonst oft gleich der Betrug eine große Rolle spielt, ist Kristen sehr rigoros in Bezug auf ihre Treue in der Partnerschaft, auch wenn sie zunehmend etwas für Josh empfindet. Das hat mir unheimlich gut gefallen, denn das beweist starke Prinzipien und trotzdem habe ich es zu keinem Zeitpunkt als Schwächung der Liebesgeschichte empfunden, ganz im Gegenteil hat es sie in meinem Ansehen steigen lassen, denn auch Josh hat zu keinem Zeitpunkt übermäßig gedrängt und diese gegenseitige Akzeptanz für Werte hat mir zumindest bewiesen, dass sie auch in diesem Aspekt auf einer Wellenlänge sind. Ein zweites Alleinstellungsmerkmal ist sicherlich die Darstellung von Kristens Krankheitsbild. So schonungslos dargestellt zu bekommen, von was eine Frau geplagt werden kann, was schließlich sogar zur Unfruchtbarkeit führt, war heftig, aber auch wichtig, denn bekanntlich wird über die Gründe, warum Frauen keine Kinder bekommen können, oft drüber hinweggesehen, sie werden lieber weiter als Gebärmaschinen gesehen. Es ist sicherlich nicht überdrastisch ins Details gegangen worden, aber als Frau, die einmal im Monat ihre Tage hat, kenne ich wie so viele andere Leserinnen auch, um welche Bereiche es hier geht, so dass man sich vieles denken kann, was Kristen erleidet. Die dadurch bei ihr ausgelösten inneren Prozesse, ihre Entscheidungen und Prinzipien, die sie dadurch ableitet, all das konnte ich sehr gut mit ihr fühlen. Und es ist tatsächlich eine Thematik, die die Liebe auf die Probe stellen kann, gegenseitige heftige Vorwürfe nicht ausgeschlossen. Zuletzt kommt noch der Aspekt Vorhersehbarkeit ins Spiel. Auch wenn ich im Verlauf gemerkt hatte, dass die Geschichte nicht brav alle Schritte einer Liebesgeschichte durchläuft, so habe ich mir doch ein bestimmtes Ende ausgemalt. Und wie falsch ich damit lag, denn irgendwann gibt es wirklich ein Ereignis, mit dem ich null gerechnet hätte. Danach dachte ich, dass nun doch der Höhepunkt des Leids erreicht sein muss, doch die Autorin kann noch einmal drauflegen. Ich ziehe definitiv den Hut davor, dass es hier so unvorhersehbar wurde, auch wenn es die Geschichte von Kristen und Josh nicht gebraucht hätte. Hier wurden definitiv die Grundsteine für einen zweiten Band gelegt. Als gutes Stilmittel lasse ich es dennoch gerne stehen. Warum gebe ich trotzdem keine fünf Sterne? Gegen Ende hin geht dem Buch leider aus zweierlei Gründen die Puste aus. Zum einen hat mir die Autorin mindestens eine, wenn nicht sogar zwei Runden zu viel der Frage beschert, ob die beiden Protagonisten nun zusammenkommen. Dieses ewige Hin und Her war irgendwann ermüdend. Zum zweiten ist es das Ausmaß des Happy Ends, das geboten wird. Es war für die Thematik des Buchs zu happy. Ich hätte wunderbar damit leben können, wenn es einen gewissen Entwicklungsschritt so nicht gegeben hätte, da es der Geschichte an sich gerechter geworden wäre. Dennoch ist es insgesamt eine empfehlenswerte Lektüre. Fazit: „Wenn aus Funken Flammen werden“ beschäftigt sich auf eindrückliche Weise mit dem Thema Unfruchtbarkeit bei der Frau und wie sich das auf eine Beziehung auswirken kann. Zunächst unter dem Deckmantel einer 08/15-Liebesgeschichte, zeigt sich schnell, dass dieses Buch eine Botschaft hat und dass auf viel Drama nicht verzichtet wird. Dieses kommt aber so unvorhersehbar, dass es definitiv mit allem nachhallt. Erst am Schluss zieht sich das Geschehen zu lange hin und das Happy End ist zu happy, womit sicherlich viele andere Leserinnen sofort wissen, was ich damit meine.