Jaylinn
Allgemeines: Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep ist am 13. April 2020 als Paperback im Heyne Verlag erschienen. Das Buch hat 608 Seiten. Es handelt sich um den Debütroman der englischsprachigen Autorin H. G. Parry. Aus dem Amerikanischen wurde das Buch von Michael Pfingstl übersetzt. Inhalt: „Schon sein ganzes Leben lang hat der ebenso liebenswerte wie chaotische Literaturdozent Charley Sutherland versucht, seine einzigartige Begabung vor der Welt zu verbergen: Er kann Figuren aus Büchern zum Leben erwecken! Das ist toll, wenn es sich dabei um Pu den Bären handelt, und kompliziert, wenn plötzlich der Hund der Baskervilles in deinem Vorgarten sitzt. Nur Charleys Bruder Rob weiß von seiner Gabe. Deshalb läuten bei dem etwas biederen Anwalt auch sämtliche Alarmglocken, als er eines Nachts einen Anruf von Charley erhält und dieser ihm gesteht, er habe Uriah Heep, den Schurken aus Charles Dickens’ Meisterwerk »David Copperfield«, freigelassen. Und der hat nichts Geringeres im Sinn als das Ende der Welt. Gemeinsam versuchen Charley und Rob, Uriah zurück in den Roman zu verbannen, bevor er größeres Unheil anrichten kann. Doch dabei stoßen sie auf ein dunkles Geheimnis …“ (Quelle: Penguin Random House Verlagsgruppe) Meine Meinung: Ihr wisst, dass ich bei Büchern über Bücher stets schwach werde. Das gilt nicht für alle, sondern nur für diejenigen, die eine gewisse Qualität versprechen. Ein weiteres Kriterium ist für mich, dass es nicht einfach nur um das Hineinfallen in literarische Welten oder das Hinauslesen von Charakteren geht. Bei Uriah Heep war ich mir deshalb im Vorfeld nicht ganz sicher, da es doch offensichtlich um Charaktere aus bekannten literarischen Werken gehen sollte… Irgendeinen anziehenden Sog hatte der Roman jedoch anscheinend, denn es führte kein Weg an der Lektüre vorbei… Natürlich ist die Idee, Figuren aus Büchern herbeilesen zu können, nichts Neues. Selbst in Kinder- und Jugendromanen kennen die meisten Leser und Leserinnen diese spätestens seit sie Tintenherz gelesen haben. Parry gelingt es jedoch, dieser Fähigkeit etwas Frisches und Unerwartetes zu verleihen. Sie überrascht und begeistert mit ihrem Debütroman. Ihre Geschichte ist an vielen Stellen sehr humoristisch ohne abgedroschen zu wirken. Lesen wird hier gefährlich. Genau so, wie die Warnung auf dem Buchrücken es bereits verspricht. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass diejenigen unter euch, die sich gut mit den Charakteren von Charles Dickens auskennen, in diesem Roman einen kleinen Vorteil haben werden. Ich zähle mich nicht zu diesen Personen und habe vermutlich nicht jeden Hinweis oder jede Pointe verstanden, da viele von Dickens entworfene Charaktere eine Rolle in der Geschichte spielen. Ihr begegnet aber auch Heathcliff (aus Sturmhöhe), trefft auf gleich fünf Mr. Darcys (aus Stolz und Vorurteil), stoßt auf die Weiße Hexe (aus Die Eiskönigin), auf Mathilda, auf Dorian Gray, Sherlock Holmes und so man anderen Romanhelden. Eine Grundvoraussetzung, um diesen Roman zu lesen, ist also die Begeisterung für Literatur an sich. Parry entwickelt eine Geschichte, die von Spannung und Plottwists durchdrungen ist. Sie spielt in unserer Welt, zum Teil jedoch auch in einer von der Fantasie durchdrungenen ganz anderen Welt. Dabei steuert der Roman auf ein Ende zu, das rückblickend naheliegend wirkt, während des Lesens jedoch mitnichten erwartbar war. Dabei verknüpft Parry geschickt literarische Elemente mit einer klassischen Familiengeschichte. Zusammenhalt, Neid, Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten innerhalb einer scheinbar ganz normalen Familie werden thematisiert. Fazit: Ein fantastisches Abenteuer, in dem Lesern, die sich in der literarischen Welt auskennen, die ein oder andere bekannte Figur über den Weg läuft. Und das ganz ohne von faden Beigeschmack. Fans von Charles Dickens kommen mit Sicherheit auf ihre Kosten!