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stricki

Posted on 25.10.2020

Unbequem Manche Menschen halten sich nicht ans Gesetz. Dafür kann es tausende von Gründen geben. Manche kommen ins Gefängnis, andere nicht. Arthur ist so einer, der sehr jung schon eine Haftstrafe verbüßen muss. Und hinterher vor dem Nichts steht und die große Aufgabe, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren, bewältigen muss. Wer hilft so einem? Wie kommt so einer zurecht? Birgit Birnbacher erzählt die Lebensgeschichte von Arthur, dessen Vater sich früh aus dem Staub gemacht hat, von der überforderten Mutter, dem neuen Mann der Mutter, dem neuen Leben der Patchworkfamilie in Spanien als selbstständige Auswanderer. Arthur lernt früh, nicht aufzufallen, sich anzupassen. Und als er sich einmal etwas nicht gefallen lässt, muss er teuer dafür bezahlen. Das Cover ist klug gewählt, da draußen sind so viele, die mit dem Stigma Knast auf der Stirn herumlaufen. Aber das binden sie uns nicht auf die Nase, Knast bedeutet: keinen, oder einen enorm unterbezahlten Hilfsjob, keine oder eine enorm schlechte Wohnung. Wenn überhaupt. Also wird gelogen, geschummelt und getrickst. Auch Arthur weiß sich nicht anders zu helfen, um an die elementaren Dinge zu kommen: Geld, Wohnung, Job. Mein Fazit: Zwischen dem Buch und mir blieb eine Distanz, die ich gern überwunden hätte. Arthur war eine wunderbare Hauptfigur, alle weiteren Gestalten hatten aber keine Substanz, waren blass, unscheinbar, manchmal sogar unglaubwürdig, wie sein merkwürdiger Bewährungshelfer. Den hätte ich mir anders gewünscht, die Figur war drüber. Wenn auch die Idee mit der "anderen Reintegration/der anderen Therapieweise" wirklich gut ist.

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