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nicole_leseeule_36

Posted on 24.10.2020

Bei „Kind der 90er“ handelt es sich um den Debütroman von der Autorin Michéle Voigt. Alleine der Buchtitel und dann die Beschreibung dazu hat mich schon neugierig gemacht, das ich selbst ein Kind der 90er bin und diese Zeit auch sehr genossen habe. Ein berührender Liebesroman über die Vergangenheit, die Zukunft und verpasste Träume. Zwischen Bravo Hits, grenzenloser Freiheit, unbeschwerten Nächten und dem Alltag einer berufstätigen Mutter. 90er-Feeling garantiert! Wo es in anderen Romanen meist noch eine Playlist gibt, kann hier getrost drauf verzichtet werden, denn das Buch schon alleine ist fast eine Playlist. Man wird an so viele Songs und Musikrichtungen erinnert, an vergangene Serien, Filme, Partys, Outfits, die Schule, Konzerte, Sammelleidenschaften, Musikgruppen, einfach an so vieles vergangenes und ich fand es einfach großartig. Gene schwelge ich mal in Erinnerungen und denke daran zurück, wie es da bei mir so aussah. Das alleine ist schon ein Erlebnis wert, dieses Buch zu lesen, wenn du auch ein Fan dieser Zeit bist. Aber daneben gibt es natürlich auch die heutige Zeit und so trifft man auf die heutige 38. jährige Julia, die einfach mitten im Leben steht. Sie ist verheiratet, hat zwei wunderbare Söhne, einen Halbtagsjob, managt alles zu Hause und im Grunde geht es ihr sehr gut. Das einem mal etwas über den Kopf wächst und man sich allein fühlt, ausgepowert oder zurückgestellt, ich glaube das kennt ein jeder, denn es ist wichtig bei allem, nicht sich selbst zu vergessen und sich auch mal etwas gutes zu tun und es nicht nur allen anderen Recht zu machen. So erging es auch Julia und sie träumt sich oft in die Zeit ihrer Jugend zurück und wie einfach damals noch alles war. Zusammen mit ihrer alten Clique lassen sie sogar die 90er in Form von Mottopartys wieder aufleben und Erinnerungen sind einfach schön, doch das heutige Leben ist einfach anders und alle sind inzwischen erwachsen geworden. So sinniert Julia auch über ihre Verflossenen und einer geht ihr dabei besonders nicht aus dem Kopf, der Jannis. Doch damals war damals und heute ist heute und machmal ist nicht ohne Grund etwas vergangen und spielt in der Zukunft keine Rolle mehr. Julia vertraut auch heute noch alles ihren Tagebüchern an und sie ist einfach eine authentische, lebensfrohe und echte Frau in der Mitte ihres Lebens. Ich mochte sie sehr, doch alle ihre Entscheidungen muss ich nicht gut heißen, jedoch braucht man manche Wege um sich selbst wiederzufinden und mit Dingen abschließen zu können. Die gesamte Geschichte ist sehr amüsant, fühlt sich einfach real und authentisch, einfühlsam sowie gefühlvoll an. Ein gewissen Teil erliest man sich zwischen den Zeilen und versteht man denke ich sehr gut, wenn man sich in einem ähnlichen Alter befindet. Ich konnte der Handlung sofort folgen, war sofort gefesselt und mit so einem leichten Dauerschmunzeln mit dabei, zudem zum mitträumen, mitfühlen, mitleiden und mitfiebern animiert. Auch die mitwirkenden Charaktere wurden sehr schön und nach ihrer Wichtigkeit genügend herausgearbeitet. Ihre beste Freundin Nina, die immer für sie da ist und sich gegenseitig aufbauen und helfen. Ihr Ehemann Bente, der zunächst etwas unscheinbar wirkt, aber da ist, wenn er wirklich gebraucht wird und auch seine Vergangenheit tragend mitwirkt. Die spezielle Schwiegermutter, mit dem Herz und den Ratschlägen am rechten Fleck. Sowie die heiße Jugendliebe Jannis, den man einfach auf sich wirken lassen muss. Der Schreibstil ist hat mir sehr gefallen, war angenehm, locker und braucht keinen Schnörkel. Er ist echt wie das echte Leben und führt einen so leicht und spritzig durch die Handlung. Daneben gibt es jedoch auch ernste Abschnitte zum nachdenken und auch die Emotionen und gefühlsebene bleibt nicht unangetastet. Da sich die Geschichte um Julia und ihr Leben handelt, wird diese auch alleinig aus ihrer Sicht erzählt und bleibt ihren Gedankengängen vorbehalten. Den Rest erfährt man aus der Handlung selbst. Die einzelnen Kapitel haben eine ungefähre gleichbleibende und kurze Leselänge. Das Cover ist so bunt und lebendig wie das Innenleben selbst und natürlich auch das beschriebene Jahrzehnt. Zentral in der Mitte steht Julia, die genauso gespalten wird wie ihre Gefühle. Auf der einen Seite gibt es Julia aus den 90er, auf der anderen Seite die heutige Julia. Es gefällt mir einfach sehr und passt einfach perfekt. Mein Fazit: Ein wirklich sehr schöner Roman, der mich in die Zeit der 90er wieder entführen konnte und dennoch nicht den Fokus aus dem Hier und Jetzt verloren hat. Er zeigt liebevoll, das man sich selbst nie vergessen sollte, immer noch ein Individuum ist und manchmal auch etwas Freiraum und Entfaltung für sich selbst benötigt und dennoch für seine Lieben ganz und gar da sein kann. Denn ist man selbst mit sich glücklich und zufrieden, sieht das Umfeld auch viel freundlicher aus.

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