feliz
Das Cover des Buches gefällt mir weder besonders gut noch finde ich es besonders schlecht. Es sticht auf jeden Fall aus der Masse heraus und bleibt im Gedächtnis, ich muss es allerdings nicht unbedingt im Regal stehen haben. Die Geschichte an sich klang erstmal interessant: Ada hat das Gefühl, dass sie mit Mitte 40 in ihrem Leben noch immer nicht weitergekommen ist und sich noch immer nicht selbst gefunden hat, weshalb sie sich an einen Psychologen, um ihre Identität zu finden. Dabei erzählt sie von ihrer Kindheit in Argentinien, wohin ihre jüdische Mutter nach dem Krieg geflüchtet ist, von ihrer Rückkehr nach Berlin und dem Wiederfinden ihres vermeintlichen Vaters und ihrem kleinen Bruder, den sie liebt und beneidet. Sie erzählt von dem Schweigen über ihrer Eltern über die Schrecken der Nazi-Zeit, von ihren Versuchen aus der scheinbar bürgerlichen Idylle auszubrechen, dem Aufbau und Fall der DDR, den 1968er Jahren und sogar von ihrem Besuch in Woodstock, immer auf der Suche nach sich selbst und ihrem Glück. Ich fand die Idee der Geschichte irgendwie extrem spannend, weil ich natürlich auch die deutsche Nachkriegsgeschichte in groben Zügen durchaus kenne, aber mich das Lebensgefühl dennoch immer sehr interessiert. Allerdings hätte ich tatsächlich gerne gewusst, dass „Der Apfelbaum“ quasi der Vorgänger von „Ada“ ist, weil ich sonst dieses Buch zuerst gelesen hätte. Es ist nicht so, dass man das Buch nicht verstehen könnten, wenn man den ersten Teil nicht gelesen hat, aber ich habe immer so ein bisschen das Gefühl, als würde ich Insider verpassen. Es sind nie wichtige Dinge, weil das Meiste zumindest kurz erklärt wird, aber es wäre deutlich einfacher gewesen, wenn ich die Geschichte von Sala und Otto zuerst gelesen hätte. Das mache ich vermutlich im Nachhinein auch noch, weil ich den Schreibstil von Christian Berkel unglaublich gut finde. Er schafft es recht nüchtern, gleichzeitig aber so eindringlich zu erzählen, dass man fast vollständig in die Geschichte eintaucht und es einem ein bisschen schwerfällt, wieder heraus zu finde. Dadurch entfesselt sich eine gewisse Sogwirkung der Geschichte. Allerdings fand ich, dass man an manchen Stellen merkte, dass hier ein Mann aus Frauenperspektive schreibt. Es mag sein, dass ich mir das eingebildet habe, weil ich ja wusste, dass ein Mann der Autor ist, aber in manchen Situationen fand ich die Schilderung unglaubwürdig. Das sind allerdings nur Kleinigkeiten und haben den Lesefluss jetzt auch nicht sehr stark beeinflusst. Was mich dann deutlich mehr gestört hat, waren die zeitlichen Sprünge und die Auslassungen in der Geschichte. Ich kann durchaus verstehen, warum das so gelöst wurde, schließlich erzählt Ada ihrem Psychologen ihre Lebensgeschichte, da werden natürlich vor allem die eindrücklichsten Episoden erzählt und nicht jede Einzelheit, aber ich war dadurch manchmal dann doch ein wenig verloren. Ich musste mich häufig immer wieder neu orientieren, wo genau in der Geschichte man sich jetzt befindet. Zudem wurden manche Episoden einfach nicht zu Ende erzählt, was mich mit der Zeit unglaublich frustriert hat, weil das teilweise auch nie wieder ausgegriffen wurde. Ich verstehe theoretisch, warum diese Stilmittel angewendet wurde und dass auch das die mangelnde Kommunikation innerhalb der Familie verdeutlicht, aber es machte es mir dadurch auch extrem schwer, mit den Figuren so wirklich warm zu werden. Ich fand Ada jetzt nicht unbedingt unsympathisch, aber ich mochte sie auch nicht richtig. Immer wieder verpasst sie es Antworten von ihrer Familie zu verlangen und ihr eigenes Leben in den Griff zu bekommen, weil sie sich selbst nicht so richtig kennt. Dadurch machte sie es mir auch schwer, sie kennenzulernen und sie zu akzeptieren, weil sie es selbst nicht tut. Alles in allem ist das Buch durchaus interessant und löst durch seinen hervorragenden, eindringlichen Schreibstil auch eine Art Sogwirkung aus, aber durch die Leerstellen in der Erzählung fiel es mir manchmal schwer, der Geschichte vollständig zu folgen und so richtig mit den Protagonisten warm zu werden. Zudem war mir das Ende zu plump, zu abrupt und ich bin ehrlich gesagt gespannt, wie der dritte Teil daran denn bitte anschließen will…