hermunduh
Aus den Straßen von Bromley in die Welt – David Bowie endlich gezeichnet David Bowie hörte auf viele Namen. Dünner Mann ist einer davon. Er war ein Popstar erster Güte, der lange Jahre sein musikalisches Oeuvre jederzeit pulverisieren konnte, um zehn Minuten später eine völlig andere Musik zu machen. Ich mochte besonders seine Alben „Low“ und „Stadion to Station“, beide entstanden Mitte der siebziger Jahre, als er noch auf der Suche war und der Zweifel an seiner Brust nagte. Spätestens ab „Let`s Dance, dem Album das Bowie 1983 reich machte, verabschiedete ich mich ein paar Jahre von ihm. Nachdem er zehn Jahre mit tanzbaren Popkram Geld scheffelte, kehrte er Mitte der 90er Jahre wieder zur alten Experimentierfreude zurück, erreichte aber nie mehr den Drive der frühen Alben. In seiner schlimmsten Drogenzeit lebte er u.a. mit Iggy Pop eine Weile Ende der 70er in Berlin, hier entstand sein Album „Heroes“ mit dem gleichnamigen schrecklich naiven Titelsong. Glücklicherweise trennte er sich von Koksnase Iggy und probierte Brian Eno aus. Berlin prägte ihn nicht nachhaltig, auch wenn das die hiesige Tourismusbranche naturgemäß anders sieht. Bowie war das personifizierte Bäumchen-Wechsel-dich des Pop. Major Tom, Ziggy Stardust, John Travolta-Verschnitt – er kannte jede Verleidung. Er gockelte mal in Plateauschuhen, dann wieder in SS-Uniform für seine Fans durch die Welt. Maskerade juchhu! Er liebte Männer wie Frauen, am Ende, als ihn der Krebs in den Pophimmel schickte, zählte für ihn nur die Familie. In Bowie: Ein illustriertes Leben, zeichnet sich die spanische Illustratorin María Hesse die Seele aus dem Leib. Ihr einfacher, fast kindlich anmutender Pinselstrich gibt dem Buch eine Seele und stellt die eher konventionellen Texte von Fran Ruiz in den Schatten. Das Buch ist anschauenswert, weil es diesen leicht melancholischen und zweifelnden Tenor, der viele gute Alben Bowies auszeichnet, wunderbar trifft. Die letzten Seiten Text empfehle ich auszulassen, es sei denn, die Leser*innen mögen Kitsch mit viel Soße. Glücklicherweise ist das Buch groß illustriert, man könnte tatsächlich behaupten, es ist ein geil gezeichneter, streng biografischer Bowie-Band mit Textversatzstücken, die man auch mal überlesen kann.