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lizzys_lovely_library

Posted on 18.10.2020

Zunächst hatte ich bei diesem Roman ehrlichgesagt etwas gemischte Gefühle. Es gab einige Dinge, die einfach nicht harmonisch waren. So hat mich die Beschreibung einiger Charaktere etwas, man kann es nicht anders sagen, genervt. Insbesondere die Persönlichkeit der Protagonistin wird zu Beginn des Buches sehr überspitzt dargestellt. Scheinbar auf jeder der ersten hundert Seiten lauert ein klischeehaftes Beispiel für ihren Charakter. Ganz ehrlich? Ich habe nach dem zehnten Hinweis verstanden, dass Ella eher introvertiert ist und lieber zu Hause bleibt und liest, als sich in grosse Menschenmengen zu begeben. Ich hätte nicht weitere zwanzig Erwähnungen davon gebraucht. Es geht nicht einmal darum, dass ich Ella unsympathisch finde, das ist es nicht, ich bin einfach kein Fan davon, wenn der Charakter einer Protagonistin so starke Züge auferlegt bekommt, dass sie sich keinen einzigen Schritt aus ihnen bewegen kann (schliesslich ist jede Person vielfältig und friktionelle Charaktere sollten es auch sein), und dass der Leser gar nichts durch sein eigenes Feingefühl hinzuinterpretieren kann. Auch einige Szenen führten bei mir zum Stirnrunzeln, denn meiner Meinung nach waren sie schlicht und einfach überflüssig. Zum Beispiel wird ein Bäckereibesuch, der keinerlei Relevanz für den Rest des Buches hat, über mehrere Seiten hinweg detailliert beschrieben. Dies ist eher ein kleiner Makel, der mich weniger stark gestört hat. Dennoch hätte ich mir gewünscht, die Autorin hätte diese Szenen entweder gekürzt oder mehr in die Handlung eingebunden. Jetzt mag es so scheinen, als hätte mich der Roman gar nicht begeistert, doch das stimmt so überhaupt nicht. Abgesehen von den zuvor genannten Makeln, gab es viele Aspekte, die mir sehr gefallen haben, insbesondere in der zweiten Hälfte des Romans. Wie bereits erwähnt war ich von einigen Charakteren etwas enttäuscht. Andere jedoch, konnten mir es trotzdem antun. Der Protagonist, Jae-yong, hat durchaus Potenzial. Einige Nebencharaktere wie Ellas beste Freundin oder ihre Arbeitskollegin haben ebenfalls eine sehr interessante Persönlichkeit und sie wurden auch nicht so klar in eine Schublade gesteckt wie Ella. Ich freue mich in der Fortsetzung des Romans mehr über sie herauszufinden. Des Weiteren kann ich die Beziehungen im Roman nur loben. Sei es zwischen Jae-yong und Ella, zwischen Ella und ihren Schwestern oder zwischen Ella und ihren beiden Freundinnen, die Beziehungen sind allesamt komplex, aber angenehm, und bieten eine gute Basis zum Ausbauen. Handlungstechnisch würde ich «When we Dream» eher als ruhigen Roman bezeichnen. Er ist weder extrem nervenaufreibend, noch unglaublich spannungsvoll, aber das hält auf eine Art und Weise genau den Charme des Buches. Ausserdem finde ich es wichtig, dass neben der Liebesgeschichte noch andere Dinge im Mittelpunkt stehen, mit denen sich viele Leser gut identifizieren können. Zum einen die grosse Verantwortung die Ella schon in so jungem Alter übernehmen muss, zum anderen die Entscheidungen, die sie wegen ebendieser Verantwortung über ihr Leben treffen muss. Mir hat es sehr gefallen, dass die Autorin solchen normalen, aber dennoch wichtigen Teilen des Lebens einen beinahe ebenso hohen Stellwert gegeben hat wie der Liebesgeschichte. So kann ich sagen, dass, obwohl ich anfangs nicht gleich überzeugt war, mich der Roman vor allem in der zweiten Hälfte doch noch gepackt hat. Die Makel, die ich zu Beginn der Rezension genannt habe, schwinden mit der Zeit. Noch dazu ist mir das ganze Setting sehr ans Herz gewachsen. Insgesamt ist es eine angenehme Lektüre, auf deren zweiten Band ich sehr gespannt bin. Zum Schluss noch eine kleine Bemerkung: Falls ihr zögert, euch den Roman zuzulegen, weil ihr euch nicht für K-Pop interessiert, lasst euch davon bitte nicht abhalten. Jae-yong konnte praktisch genauso gut jeder andere berühmte Sänger sein, der K-Pop-Faktor spielt wirklich keine allzu grosse Rolle.

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