Queen of Hell
Obwohl ich bereits so viel Gutes über die Autorin gehört habe, bin ich noch nicht dazu gekommen, eines ihrer Werke zu lesen. Demnach war dies das erste Buch von Sarah J. Maas, das ich überhaupt in den Händen halten konnte. Meine Erwartungen: Extrem hoch. Auf den ersten Blick ist das Auffälligste an der Ausstattung vermutlich der grandiose Buchschnitt und die Dicke des Buches. Doch selbst bei über 900 Seiten habe ich nicht im Entferntesten daran gedacht, dass die Geschichte enttäuschen oder sich ansatzweise in die Länge ziehen könnte — der Hype um die Autorin muss schließlich von irgendwo kommen. Das war der erste Fehler. Aber dazu gleich mehr. Den zweiten Fehler habe ich bereits gemacht, indem ich den Klappentext gelesen habe, der — wie mir beim Lesen klargeworden ist — ungefähr die ersten 150-200 Seiten spoilert. Und zwar komplett. Doch jetzt zu Punkt eins der Liste: Die Story ist ein komplettes Auf und Ab. Allerdings im negativen Sinne. Entweder es passiert nichts, oder alles. Obwohl es zugegeben muss, dass mir die "Alles"-Teile deutlich lieber sind. Viele Details werden erwähnt und im Endeffekt stellt sich heraus, dass sie überhaupt nicht wichtig für den Fortgang der Handlung sind. Auch wenn es einige Momente gab, die vermutlich als absoluter, übermenschlicher Pageturner gedacht waren, habe ich diese Augenblicke ziemlich früh kommen sehen. Aus dem einfachen Grund, dass entweder ein riesiges Geheimnis daraus gemacht wurde, oder dass es offensichtlich war. Dann kommt der "Krimi"-Aspekt. Es dauert Ewigkeiten, bis man eine Person überhaupt als einen Verdächtigen abstempeln kann, nur um kurz darauf festzustellen, dass es viel zu offensichtlich wäre. Miträtseln somit Fehlanzeige, weil es weder ein glaubwürdiges Motiv noch andere Anhaltspunkte gibt. Im weiteren Verlauf fahren sich die Protagonisten immer wieder auf einen vermeintlichen Täter fest. Anschließend bekommen sie neue Informationen und die gesamten Ermittlungen stehen wieder am Anfang. Ein Kreislauf der Langatmigkeit, der mit überflüssigen, sexuellen Anspielungen gespickt ist, die wirken, als würde man krampfhaft versuchen, zu verdeutlichen, dass es sich bei diesem Buch um kein Kinderbuch handelt. Und dann kamen die letzten 200 Seiten. Natürlich gab es auch dort Dinge, die für mich zu übertrieben und harmoniebedürftig waren, aber im Vergleich zu allem davor... Wäre das gesamte Buch so gewesen wie das Ende, wäre es das absolute Jahreshighlight für mich geworden. Spannung, Action und keine unnötigen Längen. Da konnte mich das Buch zum ersten Mal wirklich mitreißen. Jetzt aber zu den Figuren. Ich hatte ehrlich gesagt ziemlich lange Probleme dabei, alle Namen den jeweiligen Personen zuzuordnen. Das lag besonders daran, dass es kaum jemanden gab, der sich von der Masse abgehoben hat. Alle — sowohl Nebenfiguren als auch Protas — wirkten ziemlich eindimensional und stumpf. Ihre Charakterzüge hätten kaum ähnlicher sein können. Etwas...Abwechslung...hätte nicht geschadet. Bryce Quinlan, die eigentliche Hauptdarstellerin, konnte mich bis zum Ende des Buches nicht vollständig von sich überzeugen. Zwar habe ich ungefähr im letzten Drittel langsam angefangen, eine gewisse Nähe zu ihr aufzubauen, aber sympathisch war sie mir eigentlich nicht. Jedenfalls nicht so sehr, wie ich es mir gewünscht hätte. Sie erfüllte wirklich alle Klischees eines Partygirls, stiefelte auf hohen Hacken — die selbstverständlich immer erwähnt werden mussten — und kurzen, engen Kleidern durch die Gegend und zog (natürlich) immer alle Blicke der männlichen Gesellschaft auf sich, wobei sie das auch gerne mal ausnutzte. Da ist es doch selbstverständlich (nicht), dass sie sich öfters fragte, weshalb alle sie für "leicht zu kriegen" hielten... Was mir am meisten bei Bryce gefehlt hat, waren Schwächen. Je weiter das Buch voranschritt, desto mehr wurde sie mit dem Protagonistendasein "verwöhnt". Ihre anfänglichenen Streitigkeiten und körperlichen Anziehungen mit und zu Hunt, vielen auf ein Mal in die "kitschig verliebt"-Schiene und gefühlt alles war schön und gut, solange sie zusammen waren. Insgesamt bin ich noch immer unentschlossen, was ich von dem Buch halten soll. Mir hat die komplexe Welt — zu der ich an einigen Stellen gerne mehr Infos gehabt hätte — und die Vermischung von Fantasy-Elementen und der jetzigen Zeit von Anfang an gefallen, obwohl es gedauert hat, bis ich mich zurechtfinden konnte. Allerdings ändert es nichts an den unendlichchen Längen und Augenverdrehern, die dieses Buch mit sich brachte. Das kann selbst das Ende nicht ausgleichen. Dennoch würde ich das Buch nicht umbedingt als Flop betiteln. Verbesserungswürdig, ja. Oftmals langatmig, ebenfalls. Kürzungsmaterial, definitiv. Trotzdem kann ich mir vorstellen — und ich weiß selbst nicht, woher es kommt — Band 2 zu lesen, wenn dieser erscheint. Ich hoffe bloß, dass er besser umgesetzt sein wird...