mabuerele
„...Die Liebe zu verleugnen, ist unmöglich, mag sie noch so wahnsinnig erscheinen...“ Diese Worte stammen von Selma Lagerlöf. Wer war die Frau, die vom Nobelpreis für Literatur träumte und ihn als erste Frau im Jahre 1909 aus der Hand des schwedischen Königs entgegennahm. Die Autorin versucht mit ihrem Buch, den Leser das Wesen von Selma Lagerlöf entgegenzubringen, die Lehrerin, Schriftstellerin und Grundbesitzerin war. Das Buch ist keine Romanbiografie, die das gesamte Leben erzählt. Es sind einzelne Episoden, die die Autorin zu einem großen Ganzen zusammenfügt. Selma verbringt ihre Kindheit in Norwegen auf Gut Märbacka. Mit drei Jahren erkrankt sie schwer und wird gelähmt. Ein Jahr später erfährt sie auf einer Reise eine Spontanheilung. Was ihr allerdings ihr Leben lang bleiben wird, ist ein leichtes Hinken. Selma ist 13 Jahre, als sie ein Spielzeug erhält, dass sie vom Fliegen träumen lässt. „...Und wer fliegen konnte, war nicht mehr aufzuhalten. Oben in der Luft gab es keine Grenzen mehr, musste man keine Brücken bauen und konnte Flüsse und Gewässer überwinden...“ Eines weiß sie außerdem: Sie möchte Bücher schreiben. Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist abwechslungsreich. Die Autorin legt viel Wert darauf, in Gesprächen Einblicke in das Denken der Protagonisten zu geben. Außerdem ist genügend Raum für Emotionen. Eine berührende Szene gibt es zum Beispiel, als Selma um Sophies Leben bangt. Auch die Kindheit ist voller schöner Erlebnisse. Dann aber wendet sich das Blatt, als der Vater immer öfter zum Alkohol greift. Als Leser darf ich Selma und Sophie bei ihren Reisen nach Ägypten und Israel begleiten. Die gemeinsamen Reisen werden von Sophie akribisch vorbereitet. Während der Reise wird in vielfältigen Gesprächen deutlich, wie sich die beiden Frauen gegenseitig inspirieren. Trotzdem ist nicht alles eitel Sonnenschein. Selma scheint die Ehrgeiziger, aber auch Erfolgreichere. Inhaltsreich und stilistisch gut ausgearbeitet, finde ich insbesondere das Gespräch der beiden über Liebe und Religion. „...Beides wäre grausam. Ist es wirklich Liebe, wenn ein Mensch den anderen missionieren will?...“ Als Selma Valborg Oleander kennenlernt, kommt es zu Eifersüchteleien. Sophie fühlt sich hinten angesetzt. Doch Selma gelingt es immer wieder, die Wogen zu glätten. Selma ist vielseitig interessiert. Sie beschäftigt sich mit dem Islam und setzt sich für die Rechte der Frauen ein. Die gemeinsamen Reisen werden von Sophie akribisch vorbereitet. Wie Selmas bekanntestes Buch entstand, lässt mich die Autorin wissen. Andere Bücher werden nur kurz erwähnt. Eine Reihe von Fotos zeigt Selma in unterschiedlichen Lebensjahren und macht die Geschichte lebendig. Das Buch enthält ein sehr informatives Nachwort, das gekonnt einzelne Punkte vertieft und ergänzt. Eine Zeittafel, ein Personenverzeichnis, ein Glossar und eine Übersicht über ihre Werke vervollständigen das Buch. Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es beschreibt nicht nur das Leben der Protagonistin, sondern zeichnet auch ein Bild der Zeitverhältnisse. Ein Zitat aus Selmas Rede auf einem Kongress in Stockholm 1911 über die Rolle der Frau soll meine Rezension abschließen: „...Ach, wir Frauen sind keine vollkommenen Wesen, ihr Männer seid aber auch nicht vollkommener als wir. Wie sollen wir bekommen, was groß und gut ist, ohne dass wir uns gegenseitig helfen?...“