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Fina

Posted on 16.10.2020

Cover: Wer mich schon etwas länger verfolgt, weiß, dass der Hanser Verlag zu meinen absoluten Lieblingsverlagen gehört. Das liegt zum einen an der sorgfältigen, hochqualitativen Auswahl der verlegten Bücher, zum anderen aber auch an der geschmack- und liebevollen Gestaltung der Bücher - "Alles okay" ist dabei keine Ausnahme. Allein das wunderschöne raue Papier, die satten, gedeckten Farben und die schöne Gestaltung unter dem Schutzumschlag sprechen für sich. Darum geht's: Für Marin hat das College angefangen, weshalb sie von San Francisco nach New York gezogen ist und nun versucht, ihren neuen Alltag zu bestreiten. Um die Geistern der Vergangenheit nicht zu wecken, kehrt sie nicht einmal in den Weihnachtsferien in die Heimat zurück, sondern bleibt alleine im leeren Studentenwohnheim zurück. Als ihre Schulfreundin Mabel für ein paar Tage vorbei kommt, reißen Marins alte Wunden wieder auf und sie muss sich ihrer Vergangenheit stellen, so schmerzhaft dies auch sein mag, denn eigentlich ist nicht alles okay... Idee/Umsetzung: Wenn ich an Autorin Nina LaCour und ihre Bücher denke, fällt mir direkt das Wort "Trauerbewältigung" ein. Sie nimmt sich immer sehr ernsten, schwermütigen Themen an und verpackt diese in zarte, mitreißende und emotionale Geschichten. In "Alles okay" geht es um die Trauerbewältigung der jungen Marin, die in jüngster Vergangenheit, direkt vor dem Antritt ihres Studiums, einen sehr wichtigen Menschen verloren hat. Als wäre das nicht schon schlimm genug, muss sie auch noch feststellen, dass es das ein oder andere ungelüftete Geheimnis zwischen ihnen gegeben hat, wodurch sich Marin verraten und einsam fühlt. Das Buch ist so aufgebaut, dass wir Marin in der Gegenwart am College kennenlernen, als antriebloses, einsames Mädchen ohne viel Kontakt zu den Kommilitonen. Als sie alleine im leeren College zurückbleibt, da sie sich weigerte, nach Hause zu fahren, wird sie beinahe von der Einsamkeit und den kreisenden Gedanken erdrückt. Der Stil der Autorin ist so einfühlsam, dass Marins Stimmung total mitschwingt und mich das Buch insbesondere am Anfang auch sehr runtergezogen hat. Mit Mabels Besuch muss sich Marin wohl oder übel mit der Vergangenheit auseinandersetzen, weil die beiden Mädchen einmal unzertrennlich waren und als beste Freundinnen ihre Schulzeit verbracht haben. Doch Marin hat große Schwierigkeiten sich zu öffnen. Zwischendrin gibt es immer wieder Kapitel, in denen wir Einblicke in Marins Vergangenheit bekommen, wie nahe sie und Mable sich standen und wie Marin als Waisenkind bei ihrem Großvater aufgewachsen ist. Man merkt, wie glücklich unsere Protagonistin einmal war und dass irgendetwas in ihrer Vergangenheit vorgefallen ist... Inhaltlich möchte ich nicht mehr vorwegnehmen, aber ich war erstaunt, wie viel Geschichte und vor allem Emotion in nur 200 Seiten passen, wenn man es geschickt anstellt. Die Figuren sind bei Nina LaCour immer einzigartig und bildhaft beschrieben, sodass man schnell eine enge Bindung zu Marin, Mable und den Nebenfiguren aufbaut. Marin macht während der Erzählung eine tolle Entwicklung durch und demnach erlebt man auch als Leserin oder Leser ein wahres Wechselbad der Gefühle. Das Ende ist traurig, hoffnungsvoll und super emotional. Ich habe die ein oder andere Träne vergossen und bin der Autorin so dankbar, dass sie es immer wieder aufs neue schafft, solche berührenden Geschichten zu schreiben und uns Lesenden zu schenken. Übrigens kommt auch ein bisschen LGBTQ in dem Buch drin vor. Fazit: Bereits an dieser Stelle kann ich euch die Bücher der Autorin wärmstens ans Herz legen. "Alles okay" reiht sich ohne Abstriche in die wundervolle Sammlung an emotionalen, traurigen und besonderen Geschichten der Autorin ein. Wenn ihr ab und an gerne berührende und traurige Bücher zur Hand nehmt, lest "Alles okay" auf jeden Fall!

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