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jankuhlbrodt

Posted on 15.10.2020

Aufklärung und Mystik und Korrespondenzen Wer war das noch gleich? Das Klopfen der winzigen Hand?/ Nein. Wer war‘s? Ich will es nicht wissen./ Also hast du‘s gewusst. Befrage die Berge, sie werden‘s/ dir nachsehn. Verzeih. Die Wirkung des Wassers setzt ein. Man kann die Gedichte Yevgenij Breygers in Sätze zerlegen, ihre Versstruktur aufkündigen, gegen sie vorgehen wie der Aufklärer gegen den Mythos. Dann hat man ein Set regulärer Sätze, in sich grammatikalisch korrekt. Ihren Sinn aber gewinnen sie nur, wenn sie sich gegeneinander verlieren. Die Berge werden's dir nachsehen. Aufklärung aber verliert sich am Mythos. Sie hat ihre Grenze so an sich selbst. Ein Wissensgenerator, Sie schafft zutage; was sie ist, ist das proletarische und das militärische Element. Wo sie gelingt aber, entwaffnet sie sich. Sie bleibt dann im Satz, aber der Satz beginnt zu schweben. Der Satz beginnt zu leuchten. Seine Logik ist Licht. Dem schaut das aufklärende Subjekt hinterher. Das Aufgeklärte aber entfliegt. Der Wind pfiff ein Lied über das Verstummen./„Greif zu, lieber Wanderer, greif zu …“/ Zwölf Esel trabten durch meine Gedanken, mein Habitat./ Zwölf Paar Ohren, zu freundlich, ihnen wütend zu sein. Mystik steuert der Welt ein Wissen bei, das am Wissbaren nicht halt macht, ihr Erlebnis geht über das Erlebbare hinaus. Sie überwindet die Wittgensteinsche Sprachgrenze und verletzt das Gebot, dass man darüber Schweigen soll, worüber man nicht reden könne, vor dem man steht, weil es da sein könnte, staunend, verwirrt, zuweilen entmutigt. Schmiege dich an Flüsse an,/ reibe bis du Flecken siehst/ weiter süßer Morgenmensch,/ finde mich im Datenmüll/ zwischen Wut und Spiegelschrift. Breygers Gedicht also spricht. Aber es spricht nicht verworren, verwirrend. Es nimmt den Faden auf in mitten der Knoten, dass das Knäul das behält, was ihm die Fähigkeit zu rollen einträgt. Was ein Unterschied ist. Mit feste Händen wird dem Leser der feste Grund auf festliche Weise entzogen. Denn die Texte sie klingen. Und in ihnen klingt etwas an.

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