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SternchenBlau

Posted on 15.10.2020

Ein Blick auf die Republik, in der ich sehr gerne lebe Welche zauberhafte Idee, welch schöne Umsetzung! In diesem Kochbuch finden sich authentische Rezepte von ganz vielfältigen Menschen. Und es ist eine Freude Rezepte und Menschen so kennenlernen zu dürfen. Die Vielfalt, wegen derer ich sehr gerne in Deutschland lebe, und die sich schon in der kleinen Stadt Puchheim bei München zeigt. Der Verlag schreibt in der Beschreibung von der Kleinstadt Puchheim, stimmt zwar auch, aber damit man sich das etwas besser vorstellen kann: Puchheim hat tatsächlich viel 70er Jahre Plattenbauten. Ich denke, es ist eines der Probleme unseres Landes, dass der kulturelle Reichtum, der hinter diesen Wänden schlummert, viel zu oft übersehen wird. Umso mehr freut mich, dass Aveen Khorschied und Mehmet Ismail Birinci, die beide u.a. als Quatiersmanager:in in Puchheim arbeiten, mit diesem Buch hinter diese Wände und in die Kochtöpfe dort schauen. „Wenn Deutschland ein Gericht wäre, wäre es für mich ein Obstsalat – bunt, vielfältig und lecker.“ Sagt Elenora Stefanova, geboren in Teteven, Bulgarien. Die Kochenden aus 21 Nationen und eine bunte Mischung der Geschlechter werden toll in Szene gesetzt. Sie bekommen ein Gesicht und eine Stimme, mit knappen, aber herzlichen Zitaten. Dort erzählen sie vom Essen in ihrer Heimat, welches Essen ihnen in Deutschland schmeckt, was sie an ihrer Heimat vermissen, wie sie in Deutschland zurecht kommen und was für sie hier typisch ist. „Meine Muttersprache ist viel bildhafter als die deutsche Sprache. Früher war ich irritiert, wenn jemand einfach nur ‚Nein‘ sagte.“ Sagt Mohammad Maruan Saef, geboren in Damaskus, Syrien. Die Gerichte sind hausgemacht und sehen für mich dadurch irgendwie noch leckerer aus, als wenn sie von fancy Fooddesignern zig Mal in Szene gesetzt wurden. Obwohl: In Szene gesetzt sind sie auch ganz hervorragend. In das Quabeli Palau, ein würziges Reisgericht mit Rosinen aus Afghanistan, würde ich mich am liebsten reinlegen. Jasmin-Reis, Lammfleisch, Weißkohl, Möhren, Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer, Öl, Brühe, Tomaten, Salz, Pfeffer oder Mehl, Hefe, Zucker, Salz, Öl, damit können wir kulinarisch nach Togo reisen. Viele Rezepte lassen sich mit den Bordmitteln zuhause zubereiten, hin und wieder braucht es ein besonderes Gewürz, das Meiste lässt sich aber im gut sortierten Supermarkt finden. Die Rezepte selbst sind – ganz wie ich es von von G+U gewohnt bin – verständlich und gut strukturiert. Dieses Buch werde ich sicherlich noch ganz oft zur Hand nehmen. Ein für Diversity in Deutschland ist übrigens auch „Mama Superstar“ (hier meine Rezi), dass ich allen, die dieses Buch möchten, sehr gerne noch gleich empfehlen möchte. Dort gibt es allerdings nicht ganz so viele Kochrezepte (aber auch), dafür mehr Geschichten von den Köchinnen (dort sind es ausschließlich Frauen). Fazit Authentische Gericht von Menschen, die mit großer Vielfalt in einer Kleinstadt bei München leben. Eine zauberhafte Idee und eine tolle Umsetzung! 5 von 5 Sternen.

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