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Mina

Posted on 14.10.2020

"Verrückt, wie sehr die gesprochene Sprache mir gefehlt hat. Die vielfältigen Arten, sich auszudrücken, etwas zu sagen. Ironie, Sarkasmus, Nuancen, Anspielungen ... Das ist beinahe Kunst." -S. 216 Meine Gedanken: Kennt ihr das, wenn ihr mehr als 100 Seiten gelesen habt und es sich überhaupt nicht so angefühlt hat, als hättet ihr schon so viele Seiten gelesen? Wenn so etwas passiert, dann weiß man, dass das Buch nur gut werden kann. Sicherlich hätte ich das "Nur mir dir" innerhalb von einem Tag beendet, wenn ich nicht noch mehrere Bücher parallel gelesen hätte. Das spricht natürlich auch für den Schreibstil, der sehr angenehm und flüssig war, so dass ich nur so durch die Seiten geflogen bin. In diesem Buch geht es nicht nur um eine süße Liebesgeschichte, sondern die Autorin hat noch eine kleine Portion Spannung in die Geschichte mit eingewoben, denn es stellt sich natürlich die Frage, ob Roxannes ihr Gehört letztendlich noch zurückbekommen wird, was die Ursache ihrer psychogenen Taubheit ist und das Wichtigste: Wieso kann sie genau in Gegenwart von Liam wieder hören? So habe ich mit Roxanne mit gefiebert und gespannt die neuen Entdeckungen verfolgt. Der Grund für Roxannes Taubheit ging letzten Endes doch tiefer als gedacht und mit der Wahrheit kommen nach und nach zudem noch weitere Erkenntnisse ans Licht, von denen kaum jemand etwas wusste. Dies führte natürlich dazu, dass langsam einige ernste Gespräche geführt werden müssen, denn communication is key. Ich fand es aber sehr schön, dass sich die Figuren darum bemüht haben. Die Protagonistin Roxanne hasst Aufmerksamkeit schon seit sie klein ist. Deshalb hält sie sich so gut wie es geht im Hintergrund auf, um nicht aufzufallen, was dazu führt, dass sie ein eher ruhiger Mensch und in sich zurückgekehrt ist. Besonders in diesem Punkt konnte ich mich sehr mit ihr identifizieren, denn in manchen Situationen habe ich mich in ihr wieder gefunden. Obwohl sie schon ihr halbes Leben lang taub ist, glaubt sie fest daran irgendwann wieder hören zu können und tut alles dafür, ihr Gehör wieder zu bekommen. Daher ist sie oft verletzt, wenn ihre Mutter diesem Thema ausweicht und nicht mehr daran glaubt - im Gegensatz zu Roxanne. Seit sie aber wieder hören kann, wenn auch nur in Liams Gegenwart, kehrt ihre Freude am Leben langsam wieder zurück und sie stürzt sich wieder enthusiastisch ins Leben. Ich habe sie auf dieser Reise sehr gerne begleitet und es war sehr faszinierend für mich, welche Eindrücke sie beim Hören wieder aufgenommen hat. Über Liam erfährt man zwar noch fast gar nichts im Klappentext, weshalb ich dann sehr überrascht war etwas Bestimmtes zu lesen, was ich jetzt natürlich nicht verraten werde ;-) Aber es hat mir irgendwie gefallen, dass diese Tatsache nicht schon im Klappentext erwähnt wurde, denn so konnte man ihn einfach Schritt für Schritt kennenlernen, ohne dass etwas vorweggenommen wurde. Ich mochte besonders gerne die Bindung zwischen Roxanne und ihren älteren Brüdern Jim und Fred. Man merkt schnell, dass die beiden zwar unterschiedlich sind, aber doch eines gemeinsam haben: Sie sorgen sich um ihre kleine Schwester. Familie spielt allgemein in diesem Buch eine große Bedeutung. So wird auch hoher Wert auf Roxannes Beziehung zu den einzelnen Familienmitgliedern gelegt und man merkt schnell, dass sie ein Familienmensch ist. Vor allem die Bedeutung der Rockhand oder auch ihr kleines Ritual mit ihrem Vater hat mit ein wohliges Gefühl gegeben. Zudem möchte ich noch anmerken, dass das Buch in einem außergewöhnlichen Setting spielt, und zwar in Québec, Kanada. Es ist sehr abwechslungsreich zwischendurch ein Buch in die Hand zu nehmen, dessen Schauplatz zum Beispiel nicht die USA ist, weil kaum Bücher in jener Region spielen. Da Roxanne taub ist, habe ich auch einiges über die Gebärdensprache gelernt, vor allem über die in Québec gebrauchten Gebärden. Was übrigens überaus interessant, ist, dass manche Gebärden in Deutschland zum Beispiel anders ausgesehen hätten, wenn das Buch in Deutschland geschrieben worden wäre. Außerdem weiß ich jetzt auch, was genau eine psychogene Taubheit ist. Davor hatte ich keine Ahnung, dass es diese Art von Taubheit überhaupt gibt und dass so etwas möglich ist. Da habe ich auf jeden Fall dazugelernt. Fazit: Ich habe dieses Buch einfach so in meiner Pause angefangen und wurde so sehr gefesselt, dass ich es kaum noch weglegen konnte. Dieses Werk hat so eine besondere Wirkung auf mich gehabt, so dass ich schnell wusste, dass es definitiv zu meinen Lesehighlights diesen Jahres zählen würde. Ich mochte es auch sehr, dass neben der Liebesgeschichte oder dem Familienverhältnis die Taubheit aufgegriffen wurde. Ich habe nämlich bisher noch kein Buch mit diesem Thema gelesen, weshalb ich es hier umso spannender fand. "Nur mit dir" kann ich daher nur jedem weiterempfehlen! 🍰🍰🍰🍰🍰/5

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