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Lenislesestunden

Posted on 13.10.2020

"Vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte der modernen Staaten haben wir gesehen, dass die Politik alles ermöglichen kann. Nie wieder wird deshalb ein Politiker zu einer jungen Frau sagen können, Klimaschutzmaßnahmen seien nicht zu verwirklichen, weil sie zu teuer sind, zu kompliziert oder die Gesellschaft zu sehr einschränken. Wir können offenbar alles, wenn Gefahr droht, das haben wir jetzt gelernt." - S. 73f. "Trotzdem" bietet uns als Leser*in die Möglichkeit, an zwei Gesprächen zwischen Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge teilzunehmen, die am 30. März 2020 via Chat stattfanden. Zu diesem Zeitpunkt war es 19 Tage her, dass die WHO Covid-19 zu einer Pandemie erklärt hatte. Von Schirach und Kluge tauschen sich zu Beginn über den bisherigen Verlauf und die internationalen und nationalen Folgen aus, insbesondere in Bezug auf die deutschen Grundrechte. Danach entspinnt sich ein Dialog über vergleichbare Situationen in der Geschichte, bevor ein Ausblick gegeben wird, inwiefern Corona die Welt verändern wird. Ich habe dieses nicht einmal 80 Seiten dünne Büchlein sehr gerne und innerhalb eines Tages gelesen. Man spürt, dass die Gesprächspartner auf einer Wellenlänge sind und sich ihre Gedanken ergänzen bzw. aufeinander aufbauen. Insbesondere die historischen Vergleiche und Persönlichkeiten (z.B. Montesquieu) haben meine Neugier geweckt, selbst noch einmal zu recherchieren. Auch die rechtlichen Betrachtung und generelle Einschätzung der Lage hat mir einige neue Denkanstöße gegeben. Ein sehr lesenswertes Buch, das ich euch nur empfehlen kann!

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