Sophie | 🥑
„Koimonogatari – Love Stories“ – Wer bin ich, wer darf ich sein? Was niemand weiß, ist, dass Yoshinaga homosexuell ist, denn er hütet sich mit großer Sorgfalt davor, es anderen zu erzählen. Die Befürchtung ausgeschlossen zu werden, ist zu groß. Durch einen Zufall erfahrt sein Klassenkamerad Hasegawa von seiner sexuellen Orientierung. Von diesem Zeitpunkt an verändert sich dessen Blick auf Yoshinaga… Mit „Koimonogatari“ dürfen wir ein einfühlsames, authentisches sowie schonungsloses Werk begrüßen, das eine Geschichte erzählt, die unter die Haut geht. Durch den Wechsel der Perspektive erhalten Leser:innen Einblicke in die Gefühlswelt einer von Diskriminierung betroffenen Person und in die Gedankenwelt eines nicht Betroffenen. Während Yoshinaga lernt, sich Stück für Stück zu öffnen, kann Hasegawa mit der Zeit seine Vorurteile immer weiter abbauen. Gefühle der Euphorie und Ohnmacht wandelten sich während des Lesens zu einer reinen Achterbahnfahrt der Gefühle. Es ist unheimlich schön mitanzusehen, wie Yoshinaga eine immer tiefere Bindung zu anderen aufbaut und sich seinen Zweifeln stellt. Gleichzeitig führt die Erzählung einen immerwährend vor Augen, welche furchtbaren Konsequenzen homophobes Verhalten mit sich bringt. Tohru Tagura trifft die richtigen Töne und schafft ein Bewusstsein dafür, dass auch homosexuelle Menschen genauso so sind wie du und ich. Dass auch sie nur Menschen sind, die lieben wollen. Begleitet werden Leser:innen von einem klaren, in gefühlvollen Momenten ausdrucksstarken Zeichenstil, der die Betroffenheit der Situation einfängt und unvermittelt weitergibt. Bisher sind zwei Bände bei Tokyopop Verlag erschienen. Mit dem dritten Band wird die Geschichte voraussichtlich ihren Höhepunkt finden und enden. „Koimonogatari“ ist ein feinfühliger Coming-of-Age-Titel, der einen Raum zum Aushandeln gesellschaftlicher Konflikte schafft, durch sein Taktgefühl zu überzeugen weiß und für einige Gänsehautmomente sorgt.