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Sophie | 🥑

Posted on 12.10.2020

Was bleibt, ist das Alleinsein... Verloren im ewigen Strudel des Nichts. Im Sog zerreißender Gefühle, die kein Ende zu nehmen scheinen. Die Taubheit ummantelt den Körper, füllt ihn aus, lädt sich immer weiter auf. Doch schafft es nicht auszubrechen. Und quält ihn tagein, tagaus mit dem Schmerz der Einsamkeit. Solche Gefühle fesseln Yashiro, der Innerhalb der Yakuza eine hohe Position einnimmt. Dort gilt er als unnahbar und gefühlskalt und ein Mann zahlreicher Affären. Nach außen hin mag er oberflächlich wirken, doch scheint ihn etwas emotional zu belasten. Ob sein neuer Bodyguard Chikara Doumeki, der all Yashiros Avancen gleichgültig gegenübertritt, seine Fassade zum Einreißen bringen kann? Twittering Birds erzählt eine ernste Geschichte über innere Zerrissenheit, Familienkonflikte, sexualisierte Gewalt und einem schroffen Mann, der geprägt von den Narben seines Lebens ist. Durch das langsame Erzähltempo wird die Möglichkeit offeriert, sich nach und nach in den melancholischen Unterton hinein zu fühlen. Was jederzeit mitschwingt, ist ein schwermütiger Nachgeschmack. Kou Yonedas simple Zeichnungen geben dem Ganzen nochmals mehr ein bedrückendes Flair. Im Auftakt dieser Reihe ist handlungstechnisch noch gar nicht so viel passiert: das Setting wird vorgestellt und wir begleiten Doumeki dabei, wie er sich einem familialen Konflikt entgegenstellt. Eine Bonusgeschichte verrät uns mehr über Yashiro und zeigt, wie er zu seiner harschen Persönlichkeit gekommen ist. Seine eigene und vulgäre Art wird vermutlich nicht bei allen Leser:innen auf Sympathien stoßen. Hier und da gibt es auch einige Sexszenen, die aber alles andere als liebevoll sind. Anders verhält es sich mit den Begegnungen zwischen Yashiro und Doumeki, die eine intimere Atmosphäre vermitteln. Der Titel lebt viel von seinen düsteren Vibes und dem komplexerscheinenden, masochistischen Protagonisten. Für mich war das ein spannender Anfang einer Reise, von der ich noch nicht weiß, wohin sie führen soll. Wer an Ogeretsu Tanakas Werken Gefallen gefunden hat, könnte hiermit ebenfalls glücklich werden (und vice versa).

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