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claudi-1963

Posted on 12.10.2020

"Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben." (Lukas 6,36-37) Der Büroangestellte Ulrich scheint nach dem Tod seiner Eltern den halt verloren zu haben. Nachdem man ihn nun auch noch entlassen hat, scheint alles zusammenzubrechen. Auf einmal ist sein Leben nicht mehr so, wie es sein soll. Ulrich beginnt zu zweifeln, ob seine Entscheidungen richtig waren. Er erinnert sich an seine Eltern, die ihn nie so geliebt haben, wie er es erhofft hatte. In einem IKEA-Möbelhaus kann er seinem einsamen Leben entfliehen, wo er die Leichtigkeit und das Glück, das er immer vermisst hat spürt. An einem Samstag setzte er sich in einen Kleiderschrank und lässt sich im Möbelhaus einschließen. Dort trifft er auf eine eigenwillige Nachtwächterin, die ihm Mut und Zuversicht schenkt und ihm hilft, sein neues Leben zu finden. Meine Meinung: Der Titel und Klappentext haben mich neugierig auf dieses Buch gemacht. Die recht kurze Geschichte von nicht ganz 200 Seiten ist locker, unterhaltsam und humorvoll gestaltet. Es geht hier um Ulrich einen Mann der innerhalb kurzer Zeit alles in seinem Leben verloren hat. Nachdem beide Eltern gestorben sind, hat er auch noch seinen Job im Büro verloren. Vom Arbeitsamt aus soll er nun an einem Computerkurs teilnehmen. Doch da spürt er zum ersten Mal, das er dies eigentlich gar nicht mehr möchte. Hat er doch seinen Beruf nur seines Vaters zuliebe gelernt. Erst der Besuch bei IKEA wo er als Beobachter den Tag verbringt, bringt ihm Erfüllung. Dabei dekoriert er um, schaut Menschen beim Einkaufen zu und entdeckt immer wieder neue Besonderheiten. Die Begegnung der eigenwilligen Nachtwächterin und Gisela, einer Besucherin, die Ulrichs Wege kreuzen, bringen neue Hoffnung und Zuversicht in sein Leben. Die Autorin zeigt in diesem Buch einen verzweifelten, deprimierten Menschen auf, der auf der Suche nach Anerkennung und Liebe ist. Beides hat er nie von seinen Eltern bekommen, sondern er hat sich irgendwann angepasst und versucht, sein liebloses Leben zu meistern. Erst als er alles verloren hat, scheint er zu spüren, wie einsam und alleine er ist. Er möchte so auf alle Fälle sein Leben nicht mehr weiter leben. Im Möbelhaus spürt er keine Einsamkeit mehr, wenn er unter Menschen ist, zudem bekommt er durch Zettel, Hinweise und Begegnungen immer wieder Ermutigungen. Beeindruckend fand ich den introvertierten, ambivalenten, nachdenklichen Ulrich, der in diesem Buch zuvor kein einfaches Leben mit seinen unterkühlten Eltern hatte. Ebenso wie die charmante, selbstbewusste Gisela, die mir besonders mit ihrer offenen und entschlossenen Art gut gefallen hat. Dieses Buch zeigt, wie sehr Eltern und Begegnungen uns beeinflussen, sei es im Leben oder Glauben. Selbst wenn die Autorin den christlichen Glauben, Gott oder Jesus hier ganz anders demonstriert, spürte ich sehr gut, auf was sie hinaus möchte. Es geht dabei in erster Linie um Schuld, Vergebung und Versöhnung. In vielen eigenartigen und utopischen Szenen lädt die Autorin einen zum Nachdenken ein. Ganz besonders bei den Zetteln oder Hinweisen des Möbelhauses, wie zum Beispiel: "Nicht nur ihre Büromöbeleinrichtung, auch ihre Lebenseinrichtung ist veränderbar". Lediglich ein klärender Epilog am Ende, der dem Leser deutlicher aufzeigt, auf was die Geschichte hinaus möchte, hat mir dabei gefehlt. Natürlich kann sich so jeder seine eigenen Gedanken dazu machen, doch von einem christlichen Buch erwarte ich schon eine klarere Glaubensdarstellung, wie ich sie hier vorfand. Trotzdem war es eine nette, fantasiereiche Geschichte, die mich zum Nachdenken und schmunzeln gebracht hat und der ich 4 von 5 Sterne gebe.

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