mrsrabe
Seit 51 Jahren führen Margrit und Rosa-Maria einen Kiosk mit Tankstelle in einer kleinen Graubündner Ortschaft. Sie kennen den Ort, seine Bewohner und seine Gäste. Haben zu allen ihre Erlebnisse, Erinnerungen und Meinungen. Heute ist nicht mehr viel los in ihrem kleinen Betrieb. Seit es eine Umfahrungsstraße gibt, ist kein Geschäft mehr zu machen. Arno Camenisch schreibt in „Goldene Jahre“ von einer Welt im Wandel. Was ist diese kleine Buch, ein Roman, eine Reminiszenz an früher Zeiten, ein immerwährender Dialog zweier ältlicher Damen. Mit diesem Buch hat sich der Schweizer Schriftsteller auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2020 geschrieben. „Auf zum Mond, sagt die Margrit und dreht den Schalter, die gelbe Leuchtreklame auf dem Dach vom Kiosk geht an.“ Wo ist die Zeit so schnell dahin, 51 Jahre, fast wie gestern scheint es, als Margrit und Rosa-Maria das erste Mal die Reklame einschalteten. Große und kleine Dinge des Lebens. Dinge, die die Welt bewegten wie die Mondlandung 1969, die Tour de Suisse, Tschernobyl. Die Prominenten wie Eddie Merckx oder Roger Moore, die an dem Kiosk halt machten. Alles vermerkt in kleinen Notizbüchern. Der Schnee, der früher mehr war, die Heftchen, die der Pfarrer kauft, wer mit wem, von Gewinnern und Verlieren, von verpassten Gelegenheiten. Auch wenn der Kiosk und die Zapfsäule langsam verstauben, Margrit und Rosa-Maria sind noch lange nicht von gestern. Ein strahlender Mittelpunkt des Ortes war der Kiosk immer, ein Bijou von einer Leuchtreklame. So ist auch dieser Text ein Bijou der Lesefreude. Humorvoll, liebevoll bissig kommentieren die beiden Damen das Weltgeschehen und die regionalen Ereignisse. Das Leben im Ort hat sich verändert in diesen 51 Jahren, die Routine der beiden blieb über die Jahre konstant. Doch eines fällt auf, während Margrit und Rosa-Marie plaudern. Kein einziger Kunde lässt sich blicken. Sie haben alle Zeit der Welt. Solange die Reklame leuchtet.