stephanienicol
Devon Tennyson hält sich selbst und ihr Leben für ziemlich gewöhnlich und durchschnittlich. In einem Austen-Roman wäre sie sicherlich nur die beste Freundin der Heldin. Devon sticht nur ungern aus der Masse, deswegen fühlt sie sich auch ziemlich unwohl damit, dass ihr jüngerer Cousin Foster, welcher seit kurzem bei ihr und ihren Eltern wohnt, ihr in der Schule überall hin folgt und sie als neue beste Freundin betrachtet – und damit dafür sorgt, dass andere auf Devon aufmerksam werden. Und dann freundet sich Foster auch noch mit dem schweigsamen, aber sehr beliebten und attraktiven Footballspieler Ezra an – damit wird Devons Welt völlig auf den Kopf gestellt. Dieser Roman ist mir bereits im Original aufgefallen, doch tatsächlich habe ich erst vor kurzem bemerkt, dass diese hübsche Ausgabe des Königskinder Verlages die deutsche Fassung von “First & Then” ist. Wenn man selbst alle Jane-Austen-Romane sehr gern gelesen hat, macht einen diese Geschichte um Devon Tennyson natürlich sofort neugierig. Und tatsächlich sind die Austen-Elemente ein großer Bestandteil der ganzen Geschichte und haben mir persönlich sehr gut gefallen. Genau wie Devon mochte auch ich “Mansfield Park” am wenigsten, mochte den speziellen Schreibstil Jane Austens sehr und wünsche mir manchmal, das eigene Leben würde mehr einem Roman der Autorin ähneln. So war mir Devon als Protagonistin bereits von Anfang an sehr sympathisch. »Highschoolpartys sind Brutstätten für Idioten mit zu viel Sinn für Dramatik und zu wenig Feingefühl.« Devon ist nämlich herrlich gewöhnlich, sprich sehr normal und authentisch. Die Pflichtstunden für das Fach Sport hat sie so lange vor sich hin geschoben, dass sie nun als 12.-Klässlerin inmitten einer Horde 9.-Klässler – darunter auch Foster – ihre Sportstunden absolvieren, oder eher ertragen, muss. Ich konnte mich irgendwie sehr gut mit Devon identifizieren und alleine deswegen habe ich ihre Geschichte gerne gelesen. Doch auch Foster ruft sofort Sympathie beim Leser hervor. Er wurde von seiner leiblichen Mutter quasi weggegeben und Devons Eltern haben sich ihm angenommen, allerdings fühlt er sich noch ein wenig verloren in seiner neuen Umgebung, der neuen Schule. Dass er dazu noch ein wenig eigen ist und sich nicht sofort der Allgemeinheit anpasst, trägt dazu natürlich dabei. Foster und Devon machen während der Handlung aber beide eine positive Entwicklung durch, die man sehr gut nachvollziehen kann – zumal man auch schlichtweg gerne liest, wie die beiden immer näher zueinander finden und schließlich wirklich wie Bruder und Schwester werden. Hinzu kommen eben immer wieder einzelne Jane-Austen-Momente und es ist wirklich interessant, wie wenig sich so manche Handlungen voneinander unterscheiden – auch wenn gute zwei Jahrhunderte dazwischen liegen. »Die Stelle war spannungsgeladen, dramatisch und irgendwie, obwohl seitdem zweihundert Jahre vergangen waren, immer noch total aktuell. Es war die betrunkene SMS an eine Ex, zwei Jahrhunderte bevor es so etwas gab.« Ein bisschen überrascht war ich davon, wie wenig die Liebesgeschichte zwischen Devon und Ezra Platz in der gesamten Handlung einnimmt. Von der Inhaltsangabe hätte ich gedacht, dass diese vorrangig erzählt wird, doch stattdessen spielt sich diese sehr im Hintergrund ab und ist im Grunde nur sehr oberflächlich vorhanden – ein wenig wie bei Mr. Darcy und Elizabeth Bennett. Hat mir aber sehr gut gefallen, weil so das Thema Freundschaft und Familie eher behandelt wurde und die Handlung so das Buch zu einem sehr lesenswerten Jugendroman macht. Ein weiterer überaus positiver Aspekt, welcher mir aufgefallen ist, ist die Darstellung des Footballs und deren Spielerverhalten. Während diese in den meisten Büchern als relativ überheblich und unfreundlich dargestellt werden, gibt es hier wahre Teamplayer und Freundschaften – eine sehr angenehme Abwechslung. “Jane & Miss Tennyson” ist ein authentischer Jugendroman, welcher Klassik und Moderne vermischt und den man schlichtweg sehr gerne liest, da man sich mit den sympathischen Charakteren einfach nur wahnsinnig wohlfühlt.