papiergefunkel
Michelle NcNamara scheint besessen zu sein. Mehr als acht Jahre lang beschäftigte sie sich mit dem Golden State Killer. Er dringt nachts in die Häuser von Menschen ein. Diese schlafen und werden mitten in der Nacht von einer Taschenlampe geweckt, die direkt auf sie gerichtet ist. Der Täter bleibt immer unerkannt und verschmilzt mit der Dunkelheit. Trotz Einbrüchen, Vergewaltigungen, Morde und Diebstahl bleibt er ein Phantom. Die Autorin versucht Ansätze zu finden, die dazu dienen könnten, den Täter zu finden oder weitere Ermittlungen in Gang zu setzen. Ich fand es total interessant, dass man die verschiedenen Taten hautnah miterleben konnte. Genaue Beschreibungen, Zeitsprünge und Fotos der Opfer jagen dem Leser eine Gänsehaut über den Körper. Man muss aber auch sagen, dass es eine gewaltige Menge an Informationen gibt. Man muss sich sehr konzentrieren und zu 100 % beim Buch sein. In vielen True Crime Büchern gibt’s auch die direkte Sicht des Täters. Die fehlt in diesem Buch auch. Fand ich zwar ungewohnt und dadurch ein wenig „trocken“, aber trotzdem bleiben die Ereignisse krass und unglaublich entsetzlich. Ich möchte noch erwähnen, dass Michelle McNamara nicht in der Lage war dieses Buch zu beenden. Kurz vor der Fertigstellung ihres Buches starb die Autorin. Enge Freunde von ihr nahmen ihre Notizen zur Hand und vervollständigten das Buch, damit es veröffentlicht werden kann. Gegen Ende des Buches sprechen Paul Haynes und Billy Jensen über Michelle McNamaras Werk. Einige Sätze fand ich so passend, dass ich sie hier in meine Rezension zitieren möchte. ➡️ >> Ihre Prosa berührt den Leser unmittelbar. Es ist, als wäre Michelle bei uns und als würden wir sie in den Straßen von Rancho Cordova, Irvine und Goleta auf der Suche nach dem Mörder begleiten. Gleichzeitig enthalten ihre Texte eine ungeheure Detailfülle. Aber Michelles ebenso unbeirrbare wie einfühlsame Art zu schreiben verwebt die Details zu einer Erzählung, die den Leser mitzieht. Gerade wenn man der Unmenge an Fakten überdrüssig werden könnte, benutzt sie eine Formulierung oder präsentiert ein interessantes Detail und reißt damit das Ruder herum. In ihrem Manuskript und in ihrem Blog [...] fand Michelle immer das perfekte Gleichgewicht zwischen den typischen Extremen des Genres. Sie schreckte nicht davor zurück, die furchtbaren Ereignisse in ihrer ganzen Grausamkeit zu schildern, suhlte sich aber nie sensationslüstern in schaurigen Details. Dazu vermied sie moralinsaure Kreuzzüge der Gerechtigkeit ebenso wie die Heiligsprechung der Opfer. Ihre Worte vermittelten die Faszination, die Neugier, den Drang, ein Rätsel zu lösen und beklemmende Leerstellen zu füllen.<< Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir das Buch sehr gut gefallen hat. Die einzigen Punkte, die ich zu bemängeln habe, sind 1. die Fülle an Informationen, die nicht aufgelockert werden. Dadurch fühlt man sich ab und zu ein wenig überfordert. Vielleicht ist es auch nicht unbedingt etwas für True Crime Anfänger 😅 Und 2. das Ende. Es kam so plötzlich und die „Auflösung“ und die Ergebnisse der ganzen Recherche wurden für mich nicht richtig erzählt. Ich möchte nicht spoilern. Deswegen sage ich nur, dass mir das zu schnell ging und man sich fühlte als hätte man beim Höhepunkt eines Thrillers das Buch weggelegt. Ich kann mir vorstellen, dass es die Absicht der Autorin war, hat mir aber nicht so gefallen. Deswegen gebe ich liebe 4 Sterne und danke der Autorin für ihre Leidenschaft und ihrem Ehrgeiz ♥️