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auserlesenes

Posted on 6.10.2020

Der Roman besteht aus 80 Kapiteln mit einer angenehm kurzen Länge. Eingerahmt werden sie von einem Pro- und einem Epilog, die in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Erica post mortem erzählt werden. In den Kapiteln werden die Sichtweisen verschiedener Figuren eingenommen. Dabei wird der Leser zum Teil direkt angesprochen. Der Aufbau ist recht komplex, funktioniert aber gut. Der Schreibstil ist schnörkellos, aber angemessen und anschaulich. Er ist geprägt von viel wörtlicher Rede. Die Vielzahl an Protagonisten macht den Roman anfangs ein wenig verwirrend, sorgt aber auch für Abwechslung. Alle Charaktere werden durchweg als unsympathisch und etwas überzeichnet dargestellt. Das trifft auch auf die Tote zu, für die kein Mitgefühl aufkommen mag. Inhaltlich ist die Geschichte erstaunlich vielschichtig. Das hängt auch mit den Lügen und Geheimnissen der Bewohner zusammen, die Stück für Stück ans Licht kommen. Mehrfach schafft es die Autorin, mit unerwarteten Wendungen und Enthüllungen zu überraschen. Sie machen die Geschichte unterhaltsam, was in der Fülle aber leider ziemlich konstruiert wirkt. Somit kommt das Geschehen ein wenig übertrieben und damit unglaubwürdig rüber. Und trotz der vielen Verstrickungen ist die Story nicht durchgehend fesselnd. Vor allem im Mittelteil zieht sich die Handlung etwas. So entsteht insgesamt der Eindruck, einen klassischen Krimi zum Miträtseln anstatt eines nervenaufreibenden Psychothrillers zu lesen. Das deutsche Cover weist zwar keinen direkten Bezug zum Inhalt auf. Es passt aber nicht nur gut zum Genre, sondern auch zu den übrigen Büchern der Autorin und hat damit hohen Wiedererkennungswert. Der deutsche Titel ist sogar treffender als das englischsprachige Original („Someone is lying“) Mein Fazit: „Das Gift deiner Lügen“ von Jenny Blackhurst ist eine unterhaltsame und raffiniert angelegte Lektüre, die überraschen kann. Etwas mehr Spannung hätte dem Psychothriller allerdings gutgetan.

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