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Bibliaphilia

Posted on 6.10.2020

Ich musste mich erstmal an die Flut japanischer Begriffe und Namen gewöhnen, die am Anfang auf mich eingeprasselt sind, aber sobald ich richtig reingekommen bin, hat mich die magische, aber ebenso brutale Welt von „Im Schatten des Fuchses“ nur so mitgerissen. Für mich war die schwierige Einstiegsphase aber eher eine spannende Herausforderung als eine lästige Störung. Man muss sich nur bewusst sein, dass es eben kein Buch für Zwischendurch ist. Julie Kagawa nimmt ihre Leser nämlich mit auf ein komplexes Abenteuer, das einen tief in die japanische Mythologie und Kultur eintauchen lässt. Durch ihren detailverliebten Schreibstil konnte ich mir sowohl das faszinierende und originelle Setting als auch die oftmals blutigen Kampfszenen bildhaft vorstellen. Generell ist das Buch nichts für schwache Nerven. Bereits das erste Kapitel macht deutlich, dass Kagawa ihre skrupellosen Bluthexen, ekelhaften Dämonen und prinzipientreuen Samurai nicht weichspült. Nichtsdestotrotz bleibt genug Raum für humorvolle Dialoge, die die Stimmung wieder auflockern. Die Geschichte wird überwiegend aus Sicht der Kitsune Yumeko und des Dämonenjägers Tatsumi erzählt, die beide ganz unterschiedliche Interessen in Bezug auf die Drachenrolle verfolgen, aber schon bald gezwungenermaßen aufeinander angewiesen sind. Die insgesamt drei Teile, in die sich die Handlung gliedert, werden darüber hinaus von Kapiteln aus Sukis Perspektive eingeleitet, die Einblick in die Pläne der Widersacherin Lady Satomis geben, welche stets Auswirkungen auf die beiden Protagonisten haben. Yumeko und Tatsumi sind beide auf ihre Weise sehr interessante und außergewöhnliche Protagonisten. Obwohl Yumeko nicht viel über das Leben außerhalb des Tempels Bescheid weiß und dadurch manchmal etwas naiv und gutgläubig durch die Welt geht, zeigt sie ihren Begleitern doch immer wieder, worauf es eigentlich ankommt. Ihre neugierige, ungezwungene und listige Art hat sie mir sofort sympathisch gemacht. Tatsumi ist zunächst etwas schwer zugänglich. Dazu ausgebildet, als gefühllose Waffe des Schattenclans keinen eigenen Willen zu besitzen, um nicht vom Dämon Haikaimono überwältigt zu werden, taut er erst langsam auf. Die gemeinsame Reise der beiden gestaltet sich sehr abwechslungsreich und unvorhersehbar. Sie begegnen den verschiedensten Yokai, sowohl grausamen, merkwürdigen als auch niedlichen, und nehmen immer mehr interessante Personen in ihre eigenwillige Reisetruppe auf. Besonders Okames sarkastische Gesellschaftskritik, die Yumeko verwirrt und Tatsumis Nerven gefährlich strapaziert, hat mich immer wieder zum Lachen gebracht. Die Nebencharaktere sind genauso vielschichtig herausgearbeitet worden wie die Hauptcharaktere und steuern der Reise dadurch viel bei! Die Interessen mancher Personen, wie Lady Hanshou und Seigetsu bleiben bis zum Ende hin rätselhaft, was umso neugieriger auf den Folgeband macht. Insgesamt überzeugt „Im Schatten des Fuchses“ mit seinem atmosphärischen und einzigartigen Setting und unglaublich interessanten Charakteren, die sich perfekt ergänzen. Für mich ist es eindeutig ein Lesehighlight, das keine Wünsche offenlässt. Nach dem spannungsgeladenen, blutigen Finale, das mich mit vielen Fragen zurückgelassen hat, kann ich den zweiten Teil kaum erwarten.

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