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ginnykatze

Posted on 4.10.2020

„Er staunte oft, wie leicht es war, die Menschen zum Narren zu halten. Besonders wenn man einen gewissen Status hatte.“ Als Edgar der Bootsbauer in England im Jahr 997 im Morgengrauen am Horizont Drachenkopfschiffe entdeckt, weiß er, dass die Wikinger kommen. Er muss sofort handeln. Geistesgegenwärtig rennt er in das nahegelegene Kloster und läutet die Kirchturmglocke. So bewahrt er viele Leben, aber eben nicht alle. Nachdem die Wikinger Combe verlassen haben, ist die Stadt nicht mehr vorhanden. So geht Edgar mit seinen Brüdern und seiner Mutter fort. Es verschlägt sie nach Dreng´s Ferry um dort einen Bauernhof zu übernehmen und ihn zu bewirtschaften. Wie wird es Edgar dem Bootsbauer in diesem kleinen Ort und auf dem Bauernhof ergehen? Dann treffen wir die schöne normannische Grafentochter Ragna. Sie besitzt eine ganz besondere Auffassungsgabe. Sie lernt schon früh von ihrem Vater zu regieren, zu urteilen und eine eigene Meinung zu vertreten und sie ist des Schreibens und Lesens mächtig. In dieser Zeit mögen es aber die Männer so gar nicht, wenn eine Frau überhaupt den Mund aufmacht oder sogar die Kühnheit besitzt, ihre Meinung zu sagen. Sie verliebt sich in den Aldermann Wilwulf von Shiring und geht nach England um ihn dort zu heiraten. Sie trifft dort auf Bischof Wynstan, den Bruder ihres Ehemannes, der sie nicht aus den Augen lässt. Er ist ein begnadeter Denker und nicht immer ist das, was er gerade tut mit der Kirche vereinbar. Der Mönch Aldred hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, eine Bibliothek in Shiring zu errichten. Leider wird er immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und es scheint so, dass er nicht vorankommt. Doch er hat ein großes Herz und den Mut von 100 Pferden und so kann er mit Gebeten, wenig Essen und Trinken auskommen und erreicht doch manches gewünschte Ziel. Die Wege von Edgar dem Baumeister, Aldred dem frommen Mönch, Ragna der Frau des Aldermanns und die des Bischofs Wynstan von Shiring kreuzen sich immer wieder. Ihre Schicksale sind untrennbar miteinander verbunden. Ihr Land, das England der Angelsachsen, ist eine Gesellschaft voller Gewalt. Eine Gesellschaft, in der selbst der König es schwer hat, Recht und Gerechtigkeit durchzusetzen. Fazit: Der Autor Ken Follett nimmt uns in „Kingsbridge – Der morgen einer neuen Zeit“ mit ins Jahr 997. Hier erfahren wir die Vorgeschichte zu „Die Säulen der Erde“ wie alles begann. Sofort bin ich wieder in der Historie gefangen und verfolge die Geschehnisse mit großem Interesse. Die 1024 Seiten fliegen nur so durch meine Finger und ich bin schneller am Ende, als ich es mir gewünscht habe. Der Schreibstil liest sich wie gewohnt angenehm und flüssig. Viele Worte sind hart und derbe, die Sprache im Mittelalter war eine ganz andere, als die heutige. Die Brutalität hat mich so manches Mal erschreckt, aber die Krieger ermordeten Männer und vergewaltigten Frauen, das war in dieser Zeit leider so. Auch Sklaven gehörten zum großen Teil dazu und sie hatten ein furchtbares Leben. Die Charaktere zeichnet der Autor mit viel Gefühl und haucht ihnen somit Leben ein. Jeder hat hier seine Ecken und Kanten, das hat mir sehr gut gefallen. Es gibt die guten und die bösen Protagonisten. Er verleiht Allen ein ganz persönliches Gesicht. Meine Lieblingsfigur war hier eindeutig Mönch Aldred. Mit ihm habe ich mich gefreut, gelitten, gehungert und gehofft. Ein Spannungsbogen ist durchweg vorhanden, wenn auch auf einem gleichbleibenden mittleren Level. Manchmal hätte ich mir gewünscht nicht alles bis ins kleinste Detail zu erfahren, denn die Morde, Vergewaltigungen und Schlachten werden schon sehr blutig geschildert. Mir hat die Vorgeschichte zu „Die Säulen der Erde“ wirklich sehr gut gefallen und die Recherche, die der Autor hier betrieben hat, ist eindeutig hervorzuheben. Daher vergebe ich hier volle 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

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