Fina
Gestaltung: Ich finde die Aufmachung dieser Dilogie sehr gelungen! Schon bei Victor Vales Geschichte in Band 1 habe ich gemerkt, dass die Cover die Stimmung des Buches sehr gut einfangen. Ich mag das kräftige Rot im Zusammenspiel mit Schwarz sehr gerne, weil es diesen verruchten Vibe und die Brutalität in der Geschichte abbildet. Genauso ist es auch beim zweiten Band und zusammen ziehen die Bücher im Regal alle Blicke auf sich. Ich mag das deutsche Cover auch noch lieber als das Original! Hier hat der Verlag alles richtig gemacht. Darum geht's: In diesem Buch erwarten uns unterschiedliche Zeit- und Handlungsstränge. Victor Vale ist dank Sydney von den Toten wieder auferstanden, allerdings macht ihm seine Gabe zu schaffen, da sie ihm immer wieder unerträgliche Schmerzen zufügt und er jedes Mal aufs neue stirbt. Ein Medikament muss her... Eli Ever sitzt währenddessen im EON Gefängnis und sitzt seine Strafe ab. Nachdem die grausamen Experimente an ihm gestoppt wurden, wird dem Direktor der Einrichtung klar, dass sein Häftling einen wertvollen Beitrag bei der Suche nach weiteren EOs leisten kann... Nachdem Marcella Riggins von ihrem Ehemann verprügelt und in ihrem brennenden Haus zurückgelassen wurde, ist nichts wie vorher. Ihre unbändige Wut hat sie von den Toten zurückkehren lassen und alles, was sie will ist Rache! Idee/Umsetzung: Für mich ist die Idee hinter der Reihe etwas ganz Besonderes. Von Superhelden hat man ja schon einiges gehört, aber hier ist die Darstellung eine ganz andere. Wir befinden uns in einer sehr düsteren Welt und ein Happy End ist keineswegs an der Tagesordnung. Somit haben wir es hier auch mit einer deutlich brutaleren Auslegung zu tun und als Verfilmung wären die Bücher sicher nicht FSK12, so wie viele der Marvel Filme. Die Umsetzung des zweiten Bandes fiel in meinen Augen etwas schwächer aus als beim ersten Band. Zwar gibt es ein Wiedersehen mit Victor und seiner kleinen "Familie" und auch Eli, aber im Fokus steht ihre Geschichte nicht mehr. Ich hatte das Gefühl, das ihr Handlungsstrang in Teil 1 so gut wie auserzählt war und so kamen mir die Zwischenkapitel mit Victor und Mitch eher lahm vor. Sydney dagegen spielt in einem neuen Handlungsstrang eine große Rolle und auch Eli Ever hat auf jeden Fall seinen Platz in Band 2 verdient. Ich fand es besonders spannend, über Elis Kindheit zu lesen und so auch ein Stück weit verstehen zu können, woher seine wahnsinnigen Machtfantasien stammen. Leider muss ich sagen, dass ich die Kapitel mit Marcella nicht so spannend fand. Ihre Geschichte ist auf jeden Fall originell und strotzt nur so vor Frauenpower, aber dennoch wurde ich nicht so richtig warm mit ihr. Zu dem Zeitpunkt, als alle Handlungsstränge dann mehr und mehr zusammen laufen, wurde es wieder sehr spannend und die Ereignisse überschlugen sich. Davor war ich zwischendurch etwas gelangweilt, weil Marcellas Geschichte sehr viel Platz einnahm und ich der so brutalen, machthungrigen Frau nicht so viel abgewinnen konnte. Zwar ist Victor ja auch ein sehr kaltblütiger Mörder, aber irgendwie finde ich ihn sehr faszinierend, wohingegen ich für Marcella nicht so viel Sympathie entwickelt habe. Eine Bereicherung für die Geschichte ist auch der Nebenstrang mit June und Sydney, bei dem ich allerdings noch nicht zu viel vorweg nehmen möchte... Insgesamt ist dieser zweite Band ein ziemliches Überraschungsei. Es gibt so viele Handlungsstränge, Zeitebenen und neue, wie alte Figuren das man ganz schon konzentriert bleiben muss, um alles mitzubekommen. Vielleicht wollte die Autorin auch etwas zu viel und hätte Victors und Elis Geschichte an anderer Stelle beenden sollen. Den Showdown, in dem alle Figuren aufeinandertreffen, hat sie gut gemeistert, aber zwischendrin hätte ich mir gewünscht, den Fokus auf eine Haupthandlung zu legen und weniger hin- und herzuspringen. Vielleicht hätte mir dann auch Marcellas Geschichte etwas besser gefallen. Fazit: Mit diesem zweiten Band hat V. E. Schwab eine gute Fortsetzung geschaffen, die in meinen Augen aber leider hinter Victors Geschichte zurück bleibt. Für Fans des ersten Bandes sollte "Vengeful" trotzdem ein Muss sein, um zu erfahren, wie es mit Victor und Eli weitergeht. Allerdings wird schnell klar, dass es eigentlich Marcellas Geschichte ist und diese etwas künstlich in die Vorgeschichte zwischen Victor und Eli hinein manövriert wird. Bei aller Kritik ist das Buch aber dennoch lesenswert, weil die Grundidee der Reihe sehr spannend ist und es einige tolle Momente, besonders am Ende des Buches, gibt, die kein Victor Vale Fan verpassen sollte.