Fina
Gestaltung: Ich finde die optische Aufmachung des Buches sehr gelungen. Besonders bei Krimis und Thrillern stellt meiner Meinung nach das Design eine größere Herausforderung dar als bei anderen Genres. Ich finde es toll, dass kein Fotocover gewählt wurde und die Schlüsselelemente der Geschichte in treffender Art und Weise abgebildet sind - nämlich die Silhouette einer Frau (in diesem Fall sicherlich Ella) und der Wald, um den es geht. Alles an diesem Cover ist stimmig und greift die Atmosphäre des Buches super auf. Vielleicht hätte ich mir eine broschierte Ausgabe gewünscht, weil ich das immer noch etwas hochwertiger finde als ein "normales" Taschenbuch, aber insgesamt finde ich die Gestaltung klasse. Darum geht's: In diesem Fall drückt die Inhaltsangabe des Verlages die Thematik des Buches tatsächlich super aus, ohne zu viel oder zu wenig zu verraten. Wir begeben uns mit Ella nach Eschheim, da dort ihre Familie - ihr Mann Tom und Tochter Lina - spurlos verschwunden sind. Sie mietet sich in einer kleinen Waldhütte ein und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln, da der Kommissar in ihrer Heimatstadt für Ellas Geschmack zu wenig unternimmt, um ihre Familie zu finden. Sie glaubt fest daran, dass die beiden wieder auftauchen und nicht, wie manche denken mögen, aus freien Stücken abgehauen und untergetaucht sind. Ella findet bei ihrer Suche in Eschheim und Umgebung die ein oder andere heiße Spur und kann mit der Hilfe von drei Jugendlichen der Wahrheit auf die Spur kommen... Idee/Umsetzung: Ich habe tatsächlich eine längere Thriller Pause gemacht, bevor ich zu diesem Buch gegriffen habe. Zum einen hat mich das Buch interessiert, weil ich generell als bekennende Horror Film Liebhaberin immer für Grusel und Mystery zu haben bin, aber auch, weil ich Sarah Koch auf Instagram folge und den Entstehungsprozess ein wenig mitverfolgt habe. Die Idee des Buches erscheint vielleicht nicht unfassbar neuartig, aber in meinen Augen ist die Umsetzung absolut einzigartig und spannend gelungen. Insbesondere für einen Debütroman hat mich Sarah Koch mit ihrem besonderen (oft sehr wortmalerischen und einzigartigen) Schreibstil voller Metaphern begeistert und mit der Storyline alles abgerissen. Dieses Buch lebt eindeutig von der Atmosphäre! Nicht nur einmal konnte mir Sarah mit ihrem Spannungsaufbau und mysteriösen Gruselmomenten mit Ella allein im Wald eine Gänsehaut bescheren und hat mich Stunden durchlesen lassen. Getrieben von den ganzen Fragezeichen der Geschichte und Ellas sturem Willen, sich nicht unterkriegen zu lassen, musste ich immer und immer weiterlesen. Es gibt einige Wendungen innerhalb der Geschichte, die ganz schön überraschend kommen, ohne insgesamt zu verwirrend oder abstrus zu werden. Ich konnte Ellas Ideen nach Spuren zu suchen, nur bewundern und absolut nachvollziehen, dass man bis zum letzten Moment daran glaubt, seine geliebte Familie lebendig wiederzufinden, wo wir auch schon bei den Figuren sind. Ella ist eine tolle Protagonistin und obwohl ich meistens eher Bücher mit Protagonisten Anfang 20 lese, konnte ich mich in die junge Familienmutter sehr gut hineinversetzen. Ich habe sie bewundert für ihre Durchhaltefähigkeit, dass sie nie den Mut verloren hat und Licht am Ende jeden Tunnels sah. Mit dem armen Kommissar ist sie manchmal ganz schön harsch umgesprungen, aber in Anbetracht ihrer furchtbaren Lage sei es ihr verziehen. ;-) Da das große Augenmerk der Geschichte auf Ella und ihrer Ermittlung lag, spielen die Nebenfiguren hier tatsächlich eher eine untergeordnete Rolle und sind dementsprechend auch weniger präsent. Wer neben Ella eine größere Rolle spielt sind die drei Fragezeichen, aka die drei jugendlichen Hobby Detektive, bei denen mir besonders Marcella als Figur sehr gefallen hat. Der Kommissar ist ebenfalls eine Nummer für sich, er hatte es einfach nicht leicht mit Ella als Co- Ermittlerin. Die Auflösung der Geschichte kam für mich absolut überraschend und ich fand die Umsetzung toll. Einen solchen Spannungsbogen gelungen zu Ende zu führen, gelingt nicht jeder/m Autor*in und ich kann nur den Hut ziehen vor so viel Ideenreichtum und Dynamik. Insgesamt ein runder Abschluss für eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Fazit: "In den Fängen des Waldes" hat mich wieder einmal darin bestärkt, mehr Thriller und insbesondere Mystery zu lesen! Viel zu selten gebe ich diesem grandiosen Genre eine Chance und lasse mich in gruselige Wälder und Orte entführen. Ich kann jetzt schon sagen, dass das Buch zu meinen Juli-Highlights zählt und ich wegen des abwechslungsreichen und besonderen Schreibstils auch die weiteren Bücher von Autorin Sarah Koch ein MUSS für mich sind. Wenn ihr auf derartig spannende und unheimliche Geschichten steht, tut mir einen Gefallen und seht euch dieses wunderbare Buch an!