Fina
Gestaltung: Was braucht ein typisches Sommerbuch? Ein sommerliches Aussehen! Als ich dieses wunderschöne Cover in der Verlagsvorschau gesehen habe war ich total verzaubert, denn es versprüht für mich totale 50s Vibes. Ich als bekennende Eiscreme-Liebhaberin kann Eis niemals widerstehen, ebenso wenig wie diesem verflucht süßen Cover und dem knackigen Titel. Die pastelligen Farben, die strahlenden Mädchen und der Eisstand fassen den Inhalt des Buches so gut zusammen, wie es nur irgend möglich war und ich bin sehr glücklich, dass das Originalcover beibehalten wurde. Hinzu kommt noch das einzigartige Hanser Design - ein raues Kartoncover und ein eingeprägter Titel. Ich bin schon lange riesiger Fan von dieser speziellen Aufmachung der Hanser Jugendbücher und auch hier war der Umschlag haptisch sowie optisch ein besonderes Erlebnis. Darum geht's: Amelia freut sich auf den Sommer ihres Lebens, den letzten Sommer vor dem College. Zusammen mit ihrer besten Freundin Cate arbeitet sie in der traditionellen Eisdiele "Meade Creamery" und soll dieses Jahr tatsächlich die Teamleiterin - die sogenannte Eisprinzessin sein! Doch als die Besitzerin der Eisdiele plötzlich verstirbt, scheint Amelias Traum vom letzten perfekten Sommer ins Wanken zu geraten. Nicht nur, dass der Großenkel Grady die Leitung der Eisdiele an sich reißt, er will auch noch ein lukrativeres Unternehmen daraus machen! Amelia setzt alles daran, ihre geliebte Eisdiele zu retten und kommt dabei nicht nur der Vergangenheit der alten Molly Meade auf die Spur... Idee/Umsetzung: Ich muss gestehen, dass ich wirklich sehr hohe Erwartungen an dieses Buch hatte. Der Klappentext klingt nach etwas, das ich gerne selber schreiben würde, wenn es um die perfekte Sommerlektüre geht. Doch in der Geschichte steckte noch so viel mehr als "nur" eine unterhaltsame Teenie Lektüre. Ich habe noch keine vergleichbare Geschichte gelesen, die es schafft, ein Stück Vergangenheit und die Gegenwart so geschickt miteinander zu verbinden. Nicht nur, dass ich schon oft davon geträumt habe, so einer nostalgischen Eisdiele in den USA einen Besuch abzustatten, sie stellt auch die optimale Location für solch eine sommerliche Geschichte dar. Außerdem liebe ich es, wie die Autorin durch Briefe die Jugend der Gründerin der Eisdiele - Molly Meade - in die Geschichte von Amelia einfließen lässt und man so ein Gefühl für die Zeit bekommt, in der Molly begann, ihr erstes Eis herzustellen, als sie darauf wartete, dass ihr Verlobter aus dem 2. Weltkrieg zurückkehrt. So viel Tiefsinn hatte ich der Geschichte nicht zugetraut und war hin und weg von dieser Mischung aus leichter Sommerlektüre und historischem Charme. Die Atmosphäre dieses Buches ist etwas ganz Besonderes. Ich habe Amelias Situation sehr gut nachvollziehen können, die sich an diesen letzten Sommer klammert, weil sie Angst vor der Zukunft hat - vor der ungewissen beruflichen Laufbahn, der räumlichen Trennung von ihrer besten Freundin und ihrem geliebten Heimatort. Die Traditionen und die Geschichte der Meade Creamery mischen nostalgisches Flair hinzu und die Beziehung der Meade Mädchen untereinander versprüht puren Zusammenhalt, Freundschaft und eine gute Portion Feminismus (in der Meade Creamery arbeiten traditionell seit Beginn an nur Mädchen!). Trotz dieser wunderschönen Ausgangssituation hat das Buch eine hohe Grunddynamik, durch die immer wieder neue Probleme, Sorgen und Themen hinzukommen und manche Wendung eher unerwartet kommt. Verschiedenste Themen wie die erste Liebe, Freundschaft, aber auch Emanzipation und Familie werden angesprochen. Einen kleinen Einblick in die Eiscreme Herstellung gibt es auch, aber Achtung (!) - die ganze Geschichte über besteht massiver Drang Eis zu essen, also habt einen Becher Ben & Jerry's zu Hause (wenn es schon kein "Home sweet home" für uns gibt! Figuren: Die Figuren sind sehr liebenswert, wenn für mich auch nicht der Beste Teil an der Geschichte. Amelia habe ich ins Herz geschlossen, da sie wie ich eine eher organisierte und verantwortungsvolle Person ist, die ihre Aufgaben immer sehr ernst nimmt, aber dadurch auch manchmal die Spielverderberin mimt. Cate ist ein sehr aufgewecktes Mädchen, das durch seine quirlige Art sehr beliebt ist, aber auch so manche Dummheit begeht, die Freundschaft zwischen den beiden fand ich sehr tiefgründig beschrieben und mochte ich sehr gerne. Die Liebesgeschichte zwischen Amelia und einem gewissen Grady mochte ich eher weniger, das ging mir mal wieder viel zu schnell, aber für eine oberflächliche Sommerromanze konnte ihre Verknalltheit schon herhalten und mehr deutet die Autorin auch nicht an, sondern lässt den Leser*innen die Fantasie, die Geschichte zwischen den beiden weiterzuspinnen. Die anderen Figuren spielen keine so große Rolle, außer Molly, die wir durch alte Tagebucheinträge und Briefe kennenlernen und die ich unfassbar gern mochte! Insgesamt sind die Figuren gut ausgearbeitet, nichts absolut Neues, aber für eine Sommerlektüre gerade richtig. Auch wenn ich das Ende etwas an den Haaren herbeigezogen fand, mochte ich die Vision und die Botschaft, die Vivian hiermit ausgesendet hat und ich habe das Buch mit einem breiten Lächeln beendet. Bestimmt träume ich noch eine Weile davon, wie eine Kugel "Home sweet home" wohl schmeckt und wie es mit der Eisdiele weitergangen ist... Fazit: Wenn ihr noch die perfekte Sommerlektüre sucht, dann solltet ihr euch dieses Buch ansehen! Wem nicht schon beim Cover das Wasser im Mund zusammenläuft, der wird spätestens bei der ersten Beschreibung von Mollys Eiscreme schwach. Doch das Buch hat auch seine tiefsinnigen Momente und bietet insgesamt eine besondere Mischung aus Sommerromanze, Freundschaft, Nostalgie und jeder Menge Eiscreme. Ich beende die Rezension an dieser Stelle, um nicht noch mehr Eis in mich reinzufuttern, denn beim Lesen dieses Buches geht es gar nicht anders, als selbst die ein oder andere Eiskugel zu vernaschen. In diesem Sinne - Stay sweet! 4,5...