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Fina

Posted on 3.10.2020

Gestaltung: Ich finde die Aufmachung des Buches ziemlich cool und mag die Farbgebung mit dem Spiel von Dunkelblau und Pink. Durch die glänzende Oberfläche strahlt das Cover von der Seite in allen möglichen Farben und insgesamt hat das Buch optisch einige Besonderheiten. Die Gestaltung ist in meinen Augen auf jeden Fall gelungen und typisch dtv sehr pfiffig und zeitgemäß. Darum geht's: Liv ist hauptsächlich auf dem Festival in England, um ihrer Tante im Falafel Food Truck zu helfen, doch als Jonah zum Stand kommt und ihr nicht mehr aus dem Kopf zu gehen scheint, beginnt sie die Nacht zum Tag zu machen und mit Jonah die letzten Züge des Festivals zu genießen. Jonah ist eher genervt davon, mit seiner Ex Annika und den Kumpels auf dem Festival rumzuhängen und sucht nach Abwechslung. Als er Liv am Food Truck sieht, ist er direkt fasziniert von dem Mädchen mit dem Haarnetz und der fleckigen Schürze aus Deutschland, das ihm immer wieder über den Weg läuft. Kann das Zufall sein? Idee/Umsetzung: Ich mochte die Vorstellung, dass sich zwei junge Menschen auf diesem Festival kennen und lieben lernen. Genau das greift Autorin Lea Coplin hier auf und ruft in uns allen sicherlich damit eine ganz bestimmte Stimmung hervor, die nach Abenteuerlust, Freiheit und "Was kommt danach?" schmeckt. Erst einmal zu den positiven Dingen. Ich mochte die Idee des Buches und kann mir eine Verfilmung des Buches auch wahnsinnig gut vorstellen. Festival Stimmung ist etwas ganz Besonderes, das man in jeder Faser des Buches gespürt hat und das gute Laune gemacht hat (insbesondere im Festival-freien Corona Sommer). Außerdem mochte ich Liv sehr gerne. Ich habe sie als eine äußerst bodenständige Protagonistin wahrgenommen, die nicht so perfekt war, wie all diese langweiligen 0815 Mädchen in so manchen New Adult Büchern, sondern mit starken Selbstzweifeln kämpft, wie viele von uns auch. Ihre Herangehensweise und das Kennenlernen mit Jonah fand ich sehr realistisch und ihre Denkweisen oft total nachvollziehbar. Sie ist für mich eine tolle Vorbildfigur für junge Menschen. Eine weitere große Stärke des Buches waren die Dialoge. Wie man auf einem Festival so drauf ist - ein bisschen berauscht von der Atmosphäre und dem Gefühl der Freiheit - reden Liv und Jonah über alle möglichen Themen, was ich äußerst spannend fand. Klimaschutz ist ein großes Thema des Buches, ebenso wie alle möglichen Filme, Schauspieler und Musiker. Durch die Aktualität des Buches hatte ich zu vielen angesprochenen Themen auch einen Bezug und eine Meinung, was das Leseerlebnis sehr bereichert hat. Was mir an der Geschichte weniger gut gefallen hat, war leider der Schreibstil. Ich bin nicht so richtig mit der Erzählweise des Buches warm geworden und habe das, was man auch als ruhige Stimmung bezeichnen könnte, eher zäh und langatmig wahrgenommen. Vielleicht liegt es daran, dass das Buch über 300 Seiten nur einen Tag und eine Nacht thematisiert, aber ich fand es dadurch zwischendrin sehr langweilig. Außer Liv haben mir die anderen Figuren auch nicht so besonders gut gefallen, Livs Hippie Tante fand ich schon so drüber, dass ich es nicht mehr wirklich lustig fand und auch Jonah mochte ich insgesamt nicht besonders, da ich viele seiner Werte und seine Meinung (die ich teilweise auch etwas sexistisch fand) nicht nachvollziehen konnte. Ich hätte mich an Livs Stelle in vielen Momenten eher unwohl gefühlt... Zum Ende der Geschichte verrate ich natürlich nicht zu viel, aber ich persönlich war von dem Ende eher enttäuscht, da ich mir wegen des Titels und dem Aufhänger der Geschichte etwas anderes erwartet habe. In Anbetracht der Tatsache, dass das Buch eher für jüngere Leserinnen und Leser gedacht ist, kann ich es wiederum nachvollziehen, weshalb die Autorin diesen Ausgang der Geschichte gewählt hat. Das ist an dieser Stelle einfach nur Geschmackssache... Fazit: Diesem Buch stehe ich ehrlicherweise eher zwiegespalten gegenüber. "Für eine Nacht sind wir unendlich" hat seine schönen Momente und fängt die Festival Atmosphäre gut ein, allerdings wurde ich mit dem etwas langatmigen Schreibstil nicht warm und würde das Buch vermutlich eher jüngeren Leserinnen und Lesern empfehlen (ab 14 Jahren passt ganz gut), auf die die angesprochenen Themen besser zugeschnitten sind und daher vielleicht auch mehr Spannung aufbauen. Am besten lest ihr einfach mal rein und macht euch ein eigenes Bild.

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