Geistesgift
Identität ist ein Konzept, mit dem ich mich schon länger beschäftige und dieser Titel hat mich aufgrund des Stichwortes der Fiktionalität gereizt. Bei der Lektüre war ich zunächst skeptisch ob der Begrenzung auf sehr traditionelle Identitätskategorien (Geschlecht, Religion, Nationalität, Hautfarbe, Klasse, Kultur), doch letztendlich ist gerade die ideengeschichtliche Dekonstruktion und damit Delegitimation dieser Kategorien das Ziel von Appiah. Mit tiefem historischen Wissen, vielen Anekdoten und zum Teil scharfzüngiger Kritik nimmt er den alltäglichen Sprachgebrauch rund um Kernkategorien von Identität auseinander. Ich werde in Zukunft auf jeden Fall zweimal nachdenken, bevor ich von "westlicher Kultur" spreche. Das Buch kommt ohne komplexen Jargon und verschwurbelte philosophische Konzepte aus und ist daher äußerst zugänglich geschrieben. Gerade im Hinblick auf die faschistischen Bewegungen, die ihre Daseinsberechtigung in Identitäten sehen, ist das hier aufbereitete Rüstzeug zur Entkräftigung ihrer Narrative Gold wert.
