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Wedma

Posted on 2.10.2020

Anfangs war ich von diesen Geschichten um den Schrumpfkopf begeistert, obwohl recht lange nicht klar war, was genau der Schrumpfkopf sein sollte, und weshalb er all diese Geschichten überhaupt erzählen konnte. Aber gut, erstmal das alles auf sich wirken lassen. Die Atmosphäre war da, eine gute Portion Exotik, die fantastischen Elemente, gepaart mit recht realistisch anmutenden Lebensumständen in Caracas und später in Europa. All die Geschichten, die einen unbedingt beeindrucken wollten: Man wohnt u.a. einer Exekution der drei Menschen bei, die recht detailliert dargeboten wurde. Man „trifft“ die Menschen aus diesen Zeiten, erfährt, wie sie ihre Welt sahen, wie sie lebten, was ihnen wichtig war usw. man lernt auch den ungewöhnlichen Protagonisten besser kennen, all seine ungewöhnlichen Fähigkeiten, die er im Normallfall hätte gar nicht haben können. Insg. gab es im ersten Drittel viel Aktion und bestimmte Elemente, die als Reiz des Neuen für einen gewissen Grad an Amüsement sorgten. Aber zur Hälfte hin wurde es langweilig. Der Schrumpfkopf entwickelte sich zwar, aber in eine noch skurrilere Richtung, als ich es für denkbar gehalten hätte. Weshalb man da unbedingt in die Schublade sex sells greifen musste? Weil man die Zielgruppe so einschätzt? Oder war da weiter nichts eingefallen? Etwas Neues, Reizvolles war auch nicht mehr dabei. Also langweilte ich mich. Da half auch der recht bildhafte Erzählstil wohl kaum. Die Figuren wurden immer flacher und primitiver. Die Ansichten des Schrumpfkopfes kannte man schon, und da kam nichts, weshalb es sich lohnen würde, weiter zu lesen. Man hätte das Ganze etwas geordneter zusammenstellen können, spannendere Figuren einbauen, sonst hatte ich den Eindruck, dass der Elan, der den guten Anfang ermöglicht hatte, zur Hälfte hin größtenteils erlosch, und man sah bloß nur zu, dass man halbwegs passabel durch die Geschichte voranschritt. All dies bescherte mir einen tiefen Durchhänger in der Mitte, über den ich bis heute nicht hinwegkam. Nach einigen Versuchen, dort weiter zu kommen, beließ ich das Ganze bei 65%. ES ist selten, dass ich in der zweiten Hälfte abbreche. Spricht aber Bänder darüber, was in Sachen Spannung und den Leser bei der Stange halten können hier los ist. Das Leben ist zu kurz, um sich bei den Büchern, die einen nicht mitreißen können, zu langweilen.

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