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Gabriele

Posted on 26.9.2020

Im dritten Band seiner Pentalogie erzählt Joachim Meyerhoff von seiner Zeit auf der Schauspielschule in München. Er wohnt in der Nymphenburger Villa bei seinen dekadenten Großeltern im rosaroten Gästezimmer. „Hier tut sich in hundert Jahren weniger als in einer Tropfsteinhöhle“ resümiert er auf Seite 93. Seine Großmutter war Schauspielerin und legt ebenso wie sein Großvater, ein Philosophieprofessor, Wert auf einen geregelten Tagesablauf. Hat ihn sein Vater früher Josse genannt, so ist er jetzt zum „Lieberling“ geworden. Wie gewohnt erzählt Meyerhoff sehr amüsant, nicht nur über die Großeltern, sondern auch über den Schauspielunterricht, bei dem er den gesamten Körper als Resonanzboden und Bewegungsinstrument kennenlernt. Ganz so unbegabt, wie er sich selbst in vielen Situationen darstellt, kann er nicht sein, sonst hätte er nicht zu den neun Glücklichen gehört, die von 900 Bewerbern an der Otto-Falckenberg-Schule in München angenommen wurden. Trotzdem gibt er zu: „So habe ich gleich in meiner ersten Aufführung das getan, was eine meiner großen Stärken werden sollte: mich auf offener Bühne zu verstecken.“ (Seite 219) Sehr gut gelingt es ihm das Lampenfieber nachvollziehbar zu machen. Auch wenn mir manche Szene fast zu ausführlich geschildert war, habe ich das Buch sehr gern gelesen. Immer wieder gelang es dem Autor, mich laut auflachen zu lassen. Zum Schluss wird allerdings wieder der Oberbegriff „Alle Toten fliegen hoch“ deutlich. Die Trauer über den viel zu frühen Unfalltod seines mittleren Bruders, den Verlust des Vaters und das Lebensende der Großeltern wird spürbar. Ich habe den zweiten und dritten Teil seines autobiografischen Romans direkt nacheinander gelesen, was ich jedoch im Nachhinein nicht gut finde. Um das Buch wirklich genießen zu können, wäre es besser, eine andere Lektüre dazwischen zu schieben. Sonst besteht die Gefahr, dass sich die Witze totlaufen.

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