Seitensuechtig
Sally Rooney wird im Moment in den sozialen Medien extrem gehyped und dadurch wurde auch ich sehr neugierig auf ihre Bücher und habe mich riesig gefreut, dass mir der Btb-Verlag ein Rezensionsexemplar von „Gespräche mit Freunden“ hat zukommen lassen. Jetzt, wo ich es gelesen habe, weiß ich immer noch nicht so Recht wie ich das Buch fand und finde es schwierig meine Meinung in Worte zufassen. Ich hatten einen wirklich einfachen Einstieg in das Buch. Sally Rooney schreibt erfrischend und ungewöhnlich, hält den Leser aber sehr auf Distanz – vielleicht hatte ich dadurch auch nie das Gefühl, richtig in der Geschichte angekommen und ein Teil dieser zu sein. Frances, die Ich-Erzählerin, bleibt einem das ganze Buch über fremd und ist schwer zu greifen, was aber auch zu ihrer Unsicherheit passt. Die Unfähigkeit ihrerseits, mit jemanden über ihre Gefühle zu sprechen und diese zu deuten hat mich anfangs bewegt, ging mir aber nach einer gewissen Zeit etwas auf die Nerven. Gegenüber Nick verhält sie sich sehr launisch und behauptet sich als sehr dominant und gleichgültig, um ihre wachsende Abhängigkeit und Besessenheit von ihm zu kaschieren. Mit ihr wurde ich leider überhaupt nicht warm – ich fand sie zu egoistisch, nichts im Leben schien ihr wichtig oder erstrebenswert zu sein. Allgemein erschienen mir die Figuren zu weit weg und fremd. Die Handlung ist ruhig und schleppend. Oft gibt es langwierige Handlungsstränge die meiner Meinung nach überflüssig waren, da sie kein Ziel verfolgt haben. Dazu wirkt die Handlung teilweise sehr durcheinander und als wäre sie absichtlich unvollständig (?). Der Titel passt allerdings wirklich gut zum Buch. Denn auch wenn die Handlung nicht besonders spannend ist, stechen die komplexen Dialoge hervor. Sally Rooney schreibt mit einer sehr scharfsinnigen Beobachtungsgabe, was mir an dem Buch am besten gefallen hat. Das ist auch der Grund, weshalb ich ihrem anderen Buch „Normale Menschen“ unbedingt nochmal eine Chance geben möchte. Leider konnte mich Sally Rooneys Debüt „Gespräche mit Freunden“ nicht überzeugen. Die Umsetzung hat mir leider gar nicht gefallen – die Handlung war mir zu zäh und ich fühlte mich nie wie ein Teil der Geschichte, da man als Leser sehr auf Distanz gehalten wird. Dennoch bin ich schon auf ihr anderes Buch „Normale Menschen“ gespannt!