julemaus94
Es geht besser Versteht mich nicht falsch, dieses Buch ist nicht schlecht geschrieben! Tatsächlich hat Delphine de Vigan gewohnt einfühlsam und sprachgewandt die Geschichte der älteren Michka erzählt, der dank Aphasie langsam die Wörter verloren gehen. Dabei möchte sie sich so gerne noch bei dem Ehepaar bedanken, das sie in den Wirren des zweiten Weltkrieges aufgezogen und beschützt hat. Wie gesagt, die Geschichte ist berührend und liest sich schnell weg. Allerdings fehlt ihr irgendwie die Bildgewalt, die man von Vigans Büchern gewohnt ist. Die Erzählung beginnt etwas schwerfällig und zerfasert oft (was vielleicht auch an Michkas Erkrankung liegt), erreicht erst gegen Ende die Eindringlichkeit, die man bei diesem Titel und dem dazu gehörenden Klappentext erwartet. Und auch die Hintergrundgeschichte finde ich etwas zu knapp abgefertigt und genau aus diesem Grund fast unnötig. Allein den Umgang mit Michkas Erkrankung zu schildern, hätte für dieses Buch vollkommen ausgereicht. Die daran angeknüpfte Verarbeitung von Kindheitserlebnissen hätte es für mein Empfinden nicht gebraucht. Fazit: Bei jedem anderen Schriftsteller wäre ich mit dem Buch zufrieden gewesen, von Delphine de Vigan aber erwarte ich einfach mehr Finesse.