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mabuerele

Posted on 22.9.2020

„...Das Leben ist leider nicht immer eitel Sonnenschein, wie du weißt, und ich hoffe, dass er mit harten Zeiten umgehen können wird. Vor allem, wenn ich eines Tages nicht mehr bin...“ Als Charles diese Worte 1937 zu Dickie, dem besten Freund seines Sohnes John sagt, kann er nicht ahnen, dass ihm nicht mehr viel Lebenszeit bleibt. Dann wechselt die Geschichte ins Jahr 1959 und schließt zeitnah an Band 2 an. James zieht zu Olivia. Er hat sich für Karriere, nicht für Liebe entschieden. Ein Freund warnt ihn: „...Ich denke, deine Liebe zur Musik ist mehr Fluch als Segen. Du opferst sehr viel. Womöglich zu viel, aber das weiß du selbst besser als ich...“ Liz dagegen kämpft mit allen Mitteln für das Land ihrer Väter. Dass John einen Teil verkauft hat, ist sie nicht bereit zu akzeptieren. Die Autorin hat erneut eine fesselnde Familiensaga geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Natürlich erfahre ich als Leser, was sich in den nächsten Jahren auf Morgan´s Hall tut. Es bleibt aber viel Raum für die Gefühle der Protagonisten. John hat Dickies Tod aus der Bahn geworfen. Seine bitteren Gedanken – sind sie Reue oder Selbstmitleid? Derjenige, der eigentlich den Überblick hat und weiter sieht, ist Phil, Johns ältester Freund. Er erlaubt sich auch, John gehörig den Kopf zu waschen. „...Untreue hat schon vielen stolzen Männern das Genick gebrochen, doch ich habe mehr von dir erwartet...“ Allerdings erstaunt es mich immer wieder, wie oft er sich auf die Seite von Isabella stellt. Auch James gerät in eine Abwärtsspirale. Der Tod seines Vaters belastet ihn. Jede Begegnung mit Elizabeth zeigt ihm, was er aufgegeben hat. „...Sie war die einzige Sonne in der Finsternis, das helle Flackern in pechschwarzer Dunkelheit und vollkommener als Jeder, der sie umgab. Elizabeth hatte allen Grund, ihre Familie zu hassen, zu verurteilen, doch sie tat es nicht...“ Das Zitat zeigt ebenfalls, wie gekonnt die Autorin das Spiel mit Worten und die Wahl passender Metapher beherrscht. Der Griff zu Tabletten macht es für James nicht besser. Und seine Hoffnung, sich aus den Fängen von Josef Wulf zu lösen, steht auf tönernen Füßen. Als besonderes Stilmittel nutzt die Autorin Briefe. Dort formulieren die Protagonisten ihre Emotionen und Verletzungen, aber auch Hoffnungen. Dickies letzter Brief ist fast eine Lebensbeichte. Elizabeths Brief an James rührt ihn zu Tränen. Noch aber kann er nicht über seinen Schatten springen. Einige Jahr später wird er ihr einen schreiben, ihn aber nie abschicken. Ab und an gibt es Rückblicke in die Vergangenheit der Protagonisten. Die Geschichte ist gespickt mit unerwarteten Überraschungen, neuen Protagonisten, besonderen Begegnungen und wichtigen Entscheidungen. Auch politische Verhältnisse, insbesondere die Kubakrise, beeinflussen die Handlung. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich warte gespannt auf den nächsten Teil.

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