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stephanienicol

Posted on 22.9.2020

Darin treffen Natasha und Daniel zufällig aufeinander und verbringen den Tag zusammen, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten und beiden eigentlich wichtige lebensverändernde Ereignisse bevorstehen. Natasha und ihre Familie sollen noch am Abend aus den USA abgeschoben werden, Daniel soll sich die Zulassung in Yale sichern, wo er ein Medizinstudium beginnen soll, um in Zukunft seine koreanische Familie unterstützen zu können. Doch wie so oft kommt es immer anders, als man denkt und ein Zufall führt zum Nächsten… Nachdem mich „Everything, Everything“ (dt. „Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt“) damals sehr positiv überrascht hat und vor allem durch die besondere optische Gestaltung und den Lesesog der Geschichte überzeugen konnte, war ich nun sehr gespannt, ob Nicola Yoon mich mit ihrer neuen Geschichte und den neuen Charakteren genauso überzeugen konnte. Wer ersteres Buch selbst gelesen hat, weiß, dass es einen Twist in der Handlung gibt, welcher mir persönlich gar nicht gefallen hat – so etwas ähnliches gibt es in „The Sun is also a Star“ glücklicherweise nicht. »Sometimes your world shakes so hard, it’s difficult to imagine that everyone else isn’t feeling it too.« Überhaupt ist dieses neue Werk vom Aufbau und der Erzählart nicht unbedingt vergleichbar mit Yoons Debüt. Thematisch ist es etwas völlig anderes, die prägnanten Zeichnungen sind nicht mehr vorhanden und die Handlung wird durch wechselnde Erzählperspektiven beschrieben. Gerade die diversen Perspektiven haben mir den Einstieg in das Buch etwas erschwert, da es anfangs auf einen Schlag doch recht viele verschiedene Perspektiven sind und man sich als Leser zunächst zurecht finden muss zwischen all den neuen Charakteren und wechselnden Schreibstilen. Bald jedoch bilden die Gedanken von Natasha und Daniel einen großen Handlungsstrang und man kann sich vollends auf die beiden und deren Geschichte einlassen. Da man beide Gefühlswelten kennt, hat man einen umfassenden Einblick und weiß so stellenweise, als der jeweils andere Charakter. Das macht die Geschichte der beiden aber nicht weniger interessant. »We are capable of big lives. A big history. Why settle? Why choose the practical thing, the mundane thing? We are born to dream and make the things we dream about.« Es ist sicherlich keine Überraschung, dass Daniel und Natasha im weiteren Verlauf eine Liebesgeschichte verbindet. Allerdings ist es bei weitem keine Liebe auf den ersten Blick, zumindest nicht bei Natasha. Und das hat mir unheimlich gut gefallen. Natasha glaubt nämlich nicht an solche Dinge wie Schicksal oder Chemie zwischen zwei Menschen. Daniel – der Mann wohlgemerkt – dagegen schon, er ist sogar so etwas wie ein kleiner hoffnungsloser Romantiker. Und diese doch ungewöhnlichen Rolle der beiden fand ich sehr erfrischend, es war seit langem mal wieder etwas anderes. Auch das Ende hat mich sehr überrascht. Lange Zeit war ich mir unsicher, ob dies eine positive oder negative Überraschung war, letztendlich bin ich aber zu dem Schluss gekommen, dass es schlichtweg passt. Doch neben der Liebesgeschichte weist Yoon vor allem auf mehrere wichtige Themen hin, die aktueller gar nicht sein könnten und tatsächlich auch vielleicht den Leser zum Nachdenken anregen. Ich fand es zumindest sehr interessant, mal die familiären Hintergründe zweier so kulturell unterschiedlicher Familien kennen zu lernen, die Gedanken der Erwartungshaltung dahinter genauso wie das Thema der Abschiebung einer ganzen Familie. „The Sun is also a Star“ ist definitiv anders als Yoons Debütroman, doch anders kann auch wirklich gut sein. Für mich war zwar auch diese Geschichte nicht ganz perfekt, sondern hatte noch ein paar wenige kleine Schwächen, aber dafür wertet es diese mit wichtigen und lesenswerten Themen auf. Sollte man sich also sicherlich vormerken.

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