Esther Middeler
Ich finde Debüt-Romane immer spannend und dieser hat es in sich. Melanie Kleinloh hat ein tiefsinniges, gut zu lesendes Erstlingswerk vorgelegt, das auf mehr von ihr hoffen lässt. Zum Inhalt: Als Ada, die an Demenz erkrankte Mutter, eines Tages auf einmal von zuhause verschwindet, gerät die ganze Familie in Aufruhr und Bewegung. Die Perspektive wechselt zwischen Ada und ihrer Familie, zwischen Vergangenheit und Gegenwart. In der Krise kommen Dinge und Gefühle ans Licht, die lange verborgen und verschüttet waren. Wird es ihnen gelingen, das Schweigen zu brechen und Heilung zu finden? Die Autorin schreibt klar, ohne viele Schnörkel, aber mit einer Liebe zu ihren Figuren. Sehr schön fand ich, dass jedem Kapitel einige Liedzeilen vorangestellt sind, die später wieder aufgegriffen werden. Beim Lesen habe ich mich gefragt, ob manches vielleicht autobiografisch ist – so gut waren die Demenzerkrankung und weitere Schicksalsschläge dargestellt. Obwohl die Geschichte an sich traurig und teilweise auch schwermütig ist, blitzt doch immer wieder Freude und Hoffnung durch. Für mich persönlich wäre etwas weniger Schwermut gut gewesen, aber das hatte wohl mehr mit mir als mit dem Buch zu tun. Mein Fazit: Wer gerade selbst durch eine schwierige Zeit geht, sollte dieses Buch noch etwas zur Seite legen. Alle anderen erwartet eine berührende (Familien-)Geschichte, die sich viel zu schnell wegliest.