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patricianossol

Posted on 18.9.2020

Obwohl die Aufklärungsrate bei Tötungsdelikten in Deutschland relativ hoch ist, gibt es Fälle, bei denen es nicht gelingt, den Täter zu überführen. Irgendwann werden die Ermittlungen eingestellt. Doch kein Täter darf sich sicher fühlen, denn inzwischen gibt es Spezialisten der Mordkommission, die alte ungeklärte Fälle - sogenannte Cold Cases- erneut überprüfen und nach eventuell übersehenen Hinweisen suchen. Manchmal sind es innovative kriminaltechnische Verfahren, die helfen, alte Spuren neu zu bewerten. In seinem neuen Buch, welches im Februar 2020 bei Droemer Taschenbuch erschienen ist, thematisiert Stephan Harbort solche spektakulären Aufklärungen. Oft liegen hier zwanzig Jahre und mehr zwischen dem Tatgeschehen und der Überführung des Täters. Der Buchautor ist Kriminalkommissar und zählt zu den bekanntesten Profilern Deutschlands. Er berichtet also direkt von der Basis, beschreibt die akribische Arbeit der Experten, die mitunter einer Stecknadelssuche in einem Heuhaufen gleicht und doch oft zu aufsehenerregende Ermittlungserfolgen führt. Mitunter sind Harborts Ausführungen nur schwer zu ertragen, vor allem mit dem Hintergrundwissen, dass es sich um Tatsachenberichte handelt. Ich habe schon viele Bücher von ihm gelesen. Auch schreibtechnisch arbeitet Harbort sehr professionell. Die einzelnen Fälle sind informativ und spannend aufbereitet. Einmal angefangen, gelingt es mir kaum, das Buch aus den Händen zu legen und ich fiebere bei der Überführung der Täter mit. Ich stelle es mir interessant vor, die vergilbten Ermittlungsakten der Polizeiarchive durchzusehen, wobei heutzutage vermutlich die Unterlagen digitalisiert aufbereitet sind. Es muss für einen Ermittlungsbeamten ein gutes Gefühl sein, ein Cold Case aufzuklären und den Angehörigen der Opfer auch nach vielen Jahren Klarheit zu verschaffen. Trotzdem zeigen die Fälle im Buch auch, dass nicht jeder Täter für seine Tat bestraft werden kann, denn das Gericht muss klären, ob es sich beim Tötungsdelikt wirklich um einen Mord handelt, denn nur hier gibt es keine Verjährungsfrist. Keine Lektüre für schwache Nerven! Die kurzen Storys haben es in sich, breiten schonungslos offen Tathergänge aus und blicken in die Abgründe kranker Täterseelen. Mich fasziniert die Arbeit der Ermittler und ich habe großen Respekt vor ihren Leistungen. Darüber zu lesen ist hochinteressant und spannend, doch wenn ich das Buch zuklappe, rumort es gehörig in meinem Kopf. Viele dieser Fälle bleiben im Gedächtnis haften. Wer sich für wahre Kriminalfälle interessiert, kommt an Stephan Harbort nicht vorbei. Lesen!!!

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